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Zur Betthaus-Familie: Handwerker, die von Sachsen-Anhalt nach Sachsen siedelten
Referentin: Frau Jutta Betthaus (LGG e.V.) am 09.10.2024 in der Stadtbibliothek Leipzig
Frau Jutta Betthaus, Mitglied der Leipziger Genealogischen Gesellschaft, berichtete von ihren umfangreichen Forschungen zu den Vorfahren ihrer Familie. Aktuelles Augenmerk legte sie auf die Frage, wie die Ahnen Betthaus nach Sachsen gekommen sind.
Die Betthaus-Familie ist eine zahlenmäßig sehr kleine Familie. In Sachsen sowie in Nordrhein-Westfalen gibt es etwa 10 Namensträger, die alle eng verwandt sind.
Wie viele Nachnamen hat sich auch der Name Betthaus mit der Zeit verändert.
Der ursprüngliche Name der Familie war Bettenhausen, und man kann annehmen, dass dieser Nachname ein Herkunftsname – nach dem Ort Bettenhausen – ist.
Unsere Familie Bettenhausen stammt aus Rockensüß/Königswald, heute ein Ortsteil der Gemeinde Cornberg in Nordhessen im Landkreis Rothenburg. Man kann also vermuten, dass der Ort Bettenhausen bei Kassel der Ursprungsort der Familie ist.
Die Familie war eine Schuhmacher-Familie. Die jungen Handwerksburschen mussten in den vergangenen Jahrhunderten nach der Lehre auf Wanderschaft gehen.
Frau Betthaus konnte einige Walzstationen ihrer Vorfahren ausfindig machen (Nienburg, Bernburg, Rochlitz) und hier in den Archiven auf Spurensuche gehen.
Sie sichtete Kirchenbücher, Melderegister, Bürgerrollen u.a. Urkunden. Seit ca. 1820 lebten die direkten Vorfahren von Frau Betthaus in Rochlitz. In Rochlitz wurde aus dem Namen Bettenhausen der Name Betthaus.
Erst der Urgroßvater Paul Max Betthaus hat die Familie nach Leipzig gebracht, wo
sie seit 1896 lebt. Der Grund für diesen Ortswechsel hat mit dem Umzug des II.
königlich-sächsischen Ulanenregiments Nr. 18 zu tun, welches 1867 in Rochlitz gegründet wurde und 1897 in die Garnisonsstadt Leipzig umzog. Jutta Betthaus kann eine beeindruckende Familienwanderung und -geschichte nachweisen. Mit dem Vortrag teilte Frau Betthaus ihre Erfahrungen mit den unterschiedlichen Archiven und Recherchemöglichkeiten. So sei es – nach wie vor – insbesondere in vielen Gemeinden Sachsens schwierig, Einblick in die Kirchenbücher zu bekommen. Andere Pfarrämter und Archive sind jedoch gut organisiert und für eine Recherche offen. J. Betthaus hat ohne App eine eigene Vorfahrentafel erstellt, die ausgedruckt und vergrößert sehr übersichtlich alle Familiendaten darstellt. Dies fand großes Interesse, wenn man bedenkt, dass bei allen Forschungsportalen einzelne Darstellungen kompliziert zusammengeklebt werden müssen.
Natürlich gehört die Familie Betthaus zum größeren Familienverband der Bettenhausen. Es gibt eine Veröffentlichung von Colleen Bettenhausen in Tinley Park, Illinois mit dem Titel „Bettenhausen, from Königswald to around the world 1600 bis 2005“. Colleen ist Präsidentin der Bettenhausen-Genealogie. Sie führt ihre Abstammung auf den gleichen Hans Bettenhausen zurück wie auch die sächsische Betthaus-Familie. Die Welt ist gar nicht so groß.
Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V. Fotos: 1) Betthaus, 2) Tittel LGG e.V.
Numismatik als historische Hilfswissenschaft für den Familienforscher
Referentin: Frau Martina Wermes (Vorsitzende des LGG e.V.) am 11.09.2024 in der Stadtbibliothek Leipzig
Die Numismatik ist eine historische Hilfswissenschaft und kann Familienforschern wichtige und interessante Erkenntnisse zu Daten und Lebensumständen der Probanden liefern. Oft finden sich in Nachlässen Münzen und Papiergeld, und in Unterlagen, Gerichtsbüchern, Gerichtsakten und Testamenten Notizen zum Geld, Verdienst, Einkommen und Vermögen.
Frau Wermes gab eine Einführung in die Numismatik, zum Geld in Form von Münzen und Papier, zu Münzmaterial, Münzstätten, Banken, Notgeld, Inflation u.a. Im europäischen Raum waren Münzen bis ins späte Mittelalter hauptsächlich auf landesherrlicher Ebene ein wichtiges Gut, dann entwickelte sich das Geld immer mehr auch für die Bevölkerung zum wertvollen Handelsgut, wobei durch die Kleinstaaterei der Wert einer Münze äußerst unterschiedlich war. Für unsere Forschungszwecke gibt es die verschiedensten „Umrechnungstabellen“, um den Gegenwert einer Münze zu ermitteln. Bevorzugtes Material einer Münze war natürlich Gold, das ab dem 16. Jahrhundert mehr und mehr vom Silber „verdrängt“ wurde. Schon im 14./15. Jahrhundert wurden Münzsammlungen angelegt. Heute befinden sich die größten Münzsammlungen im deutschsprachigen Raum in Wien, Berlin und Dresden.
Numismatik für den Genealogen
Gegenstand und Methoden
Gegenstand : Münze, Papiergeld, Medaillen || Methoden : Stempelanalyse, Stile, Gewichte
Interessant ist die Geschichte des Talers, der zuerst im 16. Jahrhundert in Joachimsthal in Westböhmen/Sachsen aus Silber geprägt wurde und die Ära des Talers bestimmte. Um 1750 brachte auch Preußen einen Silbertaler in den Umlauf, der allerdings weniger Silber enthielt.
Mit der Reichsgründung 1871 und einer neuen Gesetzgebung wurde eine Vereinheitlichung des Reichstalers als Zahlungsmittel und seiner Zusammensetzung durchgesetzt. 1908 wurden die letzten Reichstaler eingezogen und durch ein Drei-Mark-Stück ersetzt. Der erste Weltkrieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise brachten eine Reihe von (allerdings ungleich wertigen) Äquivalenten und Deckungen hervor und dies gipfelte in der Herausgabe von Notgeld- und Inflationsgeld. Ab 1923 wurde in Deutschland die Währung auf Reichsmark umgestellt. 1948 war die Geburtsstunde der Deutschen Mark. Im gleichen Jahr war die Währungsreform in der DDR. Währungsmittel war die Mark (später Mark der DDR). Frau Wermes informierte zudem über gesetzliche Grundlagen für die heutigen Zahlungsmittel, über Deckungsbestimmungen, Sicherheiten und Fälschungen. Viele Familienforschung haben die Münzsammlungen ihrer Vorfahren übernommen und pflegen sie weiter. Dafür gab sie viele sehr nützliche Hinweise für die Reinigung, Lagerung und Archivierung.
Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.
Andreas Wilhelm Vollring – Ein Hallischer Heldenknabe von 1813 und seine Nachfahren
Referentin: Frau Brigitte Gaul (Verein Ekkehard Halle) am 08.05.2024 in der Stadtbibliothek Leipzig
Wohl dem Familienforscher, der bei der Suche nach seinen Vorfahren auf eine Berühmtheit stößt.
So erlebte es Brigitte Gaul, die mit Akribie und Ausdauer Vieles von ihrem Ururgroßvater Andreas Wilhelm Vollring zusammentrug.
Ausgangspunkt ihrer Recherche war ein Zeitungsartikel des Hallischen Courier vom 16.4. 1913, der sich in den Familienunterlagen fand. Der Artikel drehte sich um die Unterstützung der Preußischen Armee durch die Hallische Bevölkerung in der Völkerschlacht gegen Napoleon vor (damals) 100 Jahren.
Der erst 15jährige Schuhmacherlehrling Andreas Wilhelm Vollring hatte am 28. April 1813 bei den Kämpfen am rechten Saaleufer bei der Hohen Brücke heldenhaft für Munitionsnachschub der Verteidiger von Halle gesorgt. Seine Tat war Anlass von Geschichten über Heldentum und Patriotismus. Besonders erwähnenswert ist ein Gedicht mit 19 Strophen von August Gottlob Eberhard.
Über Vollring gab es regelmäßige Zeitungsarti kel, ihn rühmende Gedichte und Lieder wurden verfasst, die in Schulen gelehrt wurden: sogar in einer Episode eines Theaterstückes spielte Vollring eine Rolle. Vollrings Patriotismus wurde übrigens zu allen Zeiten für propagandistische Zwecke genutzt: in der Kaiserzeit, in der NS-Zeit und auch in der DDR.
Alle diese Dokumente hat Frau Gaul zusammengetragen, recherchiert und analysiert.
Zusätzlich durch Kirchenbücher und Adressbücher konnte Frau Gaul das Leben, seine Familie, Wohnstätten und Nachkommen sehr gut erforschen. Daraus ergaben sich sogar Kontakte zu anderen Vollring-Nachkommen. Frau Gaul hat in mehreren Beiträgen ihre Arbeiten zu Andreas Wilhelm Vollring dargestellt und eine umfangreiche Ahnentafel erarbeitet.
Interessant ist auch der weitere Werdegang von Vollring. Nach seiner patriotischen Tat trat Vollring in die Preußische Armee ein und kämpfte mit dem Bajonett in der Völkerschlacht unter anderem bei Großbeeren. In einem von ihm verfassten Lebenslauf für den Enthaltsamkeitsverein in Halle berichtet er, wie er nur mit Alkohol die Kämpfe überstand und alkoholabhängig wurde. Mit Hilfe des Enthaltsamkeitvereins, in dem er und seine Frau Mitglieder waren, hat er wohl die Sucht bekämpft.
Vollring gründete eine Familie, drei von acht Kindern erlebten das Erwachsenenalter. Er war als Postbote, Handarbeiter und Schuster in Halle tätig. Einige Nachfahren lebten in Leipzig.
Literaturhinweise:
Leipziger Blätt er Nr. 84/ Herbst 2023: Ralph Grüneberger – Zwei Hymnen auf Andreas Wilhelm Vollring – über einen Halleschen Heldenknaben der Völkerschlacht.
Leipziger Leben 1/2018 Auf Spurensuche
EKKEHARD Familien- und regionalgeschichtliche Forschungen, Neue Folge 20 (2013), Heft 4, S.113-115
EKKEHARD Familien- und regionalgeschichtliche Forschungen, Neue Folge 21 (2014), Heft 1, S.1-15
Ein Gedicht von Wilhelm Vollring, 1813 – hier.
Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V. Foto: H.-J. Tittel, Webmaster LGG e.V.
120 Jahre organisierte Genealogie in Leipzig
Referentin: Frau Martina Wermes (Vorsitzende des LGG e.V.) am 10.04.2024 in der Stadtbibliothek Leipzig
Die Vorsitzende der Genealogischen Gesellschaft Leipzig e. V. und ehemalige Leiterin der Zentralstelle für Genealogie beim Sächsischen Staatsarchiv Sachsen, Staatsarchiv Leipzig Frau Martina Wermes erinnerte in ihrem Vortrag an die genealogischen Forschungen, Sammlungen, Publikationen und Aktivitäten Leipziger Genealogen in den vergangenen 120 Jahren in Leipzig. Diese wissenschaftliche und archivalische Arbeit wird heute fortgesetzt im Referat 33 im Staatsarchiv Leipzig, in der Deutschen Zentralstelle für Familienforschung und Genealogie und auf (nichtinstitutioneller Ebene) in dem Verein Genealogische Gesellschaft Leipzig e.V.
Ein paar Auszüge aus dem Vortrag:
Am 16. Februar 1904 gründeten 21 Personen im Café des Neuen Theaters einen Verein zur Begründung und Erhaltung einer Zentralstelle für Personen- und Familiengeschichte mit dem Ziel, alle genealogischen Forschungsergebnisse zu bündeln. Ein großes Unterfangen, das sich mit eigener Kanzlei und einigen Angestellten schnell zu einem genealogischen Zentrum Deutschlands entwickelte. Es wurden Genealogische Abende mit Vorträgen veranstaltet, wissenschaftliche Zeitschriften – wie die Familiengeschichtlichen Blätter – und andere Forschungen publiziert.
Die Ausbreitung von der Ahnengenealogie zur Volksgenealogie sowie die in der NS-Zeit verordnete Ahnenforschung führten zu einer enormen Zunahme von wissenschaftlicher Literatur, institutionellen und privaten Forschungsergebnissen und Sammlungen. In den 20er Jahren zählte der Leipziger Verein schon 1500 Mitglieder. Hilfreich und zugleich problematisch wird heute ein 1921 geschlossener Kooperationsvertrag zwischen der Zentralstelle und der Deutschen Bücherei Leipzig (DB) gesehen. Zwar konnte die Zentralstelle nun aus den zu klein gewordenen Räumlichkeiten am Floßplatz 1 ausziehen und kostenfrei Räume der DB nutzen, dafür musste die gesamte gesammelte genealogische Literatur an die DB abgegeben werden.
Um der Gleichschaltung der Vereinspolitik in der NS-Zeit zu entgehen, wurde 1934 die Zentralstelle in eine Stiftung und einen Förderverein geteilt. Eine Anpassung an die nun staatlich verordnete Sippenforschung schien unumgänglich. 1945 wurde der Verein wie alle in der sowjetisch besetzten Zone aufgelöst.
Trotz allem versuchten private Initiativen die ehrenamtliche Arbeit mit Vortragsabenden und Erfahrungsaustauschen fortzuführen. Am 22.März 1979 gründeten 17 Teilnehmer (nach dem Vorbild einer Magdeburger AG) eine Arbeitsgemeinschaft unter dem Dach des Kulturbundes der DDR, die in der Elsterstraße, dann Ritterstrasse tagte. Vorsitzender von 1979 bis 1989 waren Prof. Dr. Volkmar Weiss, von 1989 bis 1990 Prof. Dr. Wolfgang Lorenz, von 1990 bis 2005 Dr. Uwe Bauer und seit 2006 ist Martina Wermes die Vorsitzende des Vereins.Im Juni 1990 wurde die Leipziger Genealogische Gesellschaft e. V. gegründet. Der Verein zählt fast 50 Mitglieder, trifft sich monatlich zu Vorträgen, Exkursion und Erfahrungsaustausch. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Familie und Geschichte, kooperiert mit anderen Vereinen und veröffentlicht Informationen und Arbeiten auf einer eigenen Website.
Der Wiedereinrichtung der Zentralstelle für Genealogie ging eine Reihe von Auslagerungen, Umzügen, Teilungen, Zusammenführungen von genealogischen Sammlungen und sogar eine Konkurrenzgründung in Friedrichsdorf bei Frankfurt/Main voraus. Doch die Leipziger setzten sich durch.
1967 wurden Großteile des Reichssippenamtes, die Sammlungen der alten Leipziger Zentralstelle und verschiedene Sammlungen von aufgelösten Vereinen (darunter die Ahnenstammkartei des deutschen Volkes der Deutschen Ahnengemeinschaft und der Gesamtkatalog der Personalschriften- und Leichenpredigten-Sammlungen des Dresdner Vereins Roland) in das Archiv der Zentralstelle Leipzig eingegliedert und öffentlich gemacht.
Die Deutsche Zentralstelle für Genealogie bewahrt nicht nur die o.g. Sammlungen, sondern übernimmt neue Forschungsmaterialien, sichert Materialien auf modernes Filmmaterial. Sie ist nach wie vor zuständig für die Unterstützung institutioneller und privater Forschungen.
Ausführlichere Literatur:
– Zeitschrift Computergenealogie 1/2024
– Website der LGG, hier, Rubrik Werdegang und Rubrik Informationen/Forschungsthemen/2-2023 – Die Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig stellt sich vor
– Genealogie in Leipzig – 25 Jahre Leipziger genealogische Vereinigung, Leipzig 2004
– Wikipedia.org/wiki/Deutsche Zentralstelle für Genealogie
Text und Fotos: Ingrid Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.
Vom Bergmann zu Karl dem Großen, ein Bericht über die Vorfahren des Herrn Dr. U. Bauer
Referent: Herr Dr. Uwe Bauer (vormaliger Vorsitzender des LGG e.V.) am 21.2.2024 in der Stadtbibliothek Leipzig
Eigentlich hatte sich Dr. Bauer entschieden seine genealogischen Forschungen zu beenden, denn in 14 Bänden seiner Familienchronik waren wohl alle erforschbaren Daten von 20 Generationen (1917 direkte Vorfahren, u.a. Siegel, Stahl, Pesler/Peßler) zusammengetragen.
Doch ein anderer Genealoge, der in einer Linie ebenfalls die Vorfahren Siegel, Stahl und Pesler hat, verwies ihn auf eine mögliche Verbindung seiner Urahnen zu Karl dem Großen und zeigte ihm eine eigene Vorfahrenliste der Margarete Pesler (1490/1500-1543), Ehefrau von Hans Stahl. Die Aussage zum möglichen Ahn Karl dem Großen reizte natürlich, dieser These auf den Grund zu gehen.
Auch ausgewiesene Historiker und Familienforscher nehmen nach genealogischen Untersuchungen und bevölkerungsstatistischen Berechnungen an, dass fast alle Menschen, deren Vorfahren in Europa lebten Gene von Karl dem Großen in sich tragen. Angeregt durch die Arbeiten von Erich Brandenburger, Dr. Lupold von Lehsten u.a. sowie durch die Forschungsergebnisse o.g. Genealogen begann Dr. Bauer die Richtigkeit dieser Behauptung und die eigenen Vorfahrenliste zu prüfen. Das Schwierigste im Unterfangen ist nicht die theoretische Beweisaufnahme, sondern, ob die Quellenüberlieferung einen solchen Nachweis ermöglicht.
Die Wahrscheinlichkeit, ein Nachkomme von Karl dem Großen zu sein, ist tatsächlich groß, wenn sich im Ahnenstamm ein Adliger befindet, denn um 1200 war die gesamte Führungsschicht Europas Nachkommenschaft von Karl dem Großen.
Karl hatte zumindest 20 Kinder mit 5 Gemahlinnen und 4 Konkubinen.
17 von den Kindern sind namentlich bekannt und ihre Nachkommenschaft bis zum Jahr 1200 dokumentiert (siehe Erich Brandenburger „Die Nachkommen Karl des Großen“, I.-XIV. Generation, 1935). Im weiteren Verlauf zählen zu den Nachkommen auch Ritter, Ministeriale und niederer Adel.
Dr. Bauer hat Beweise für adlige Vorfahren sorgfältig zusammengetragen. Seine Familie stammt aus Eibenstock (Siegel, Nier, Stal u.a.), die familiäre Verbindungen zum Nürnberger Patriziat aufwies (Pesler, Toppler). Im 13./14. Jahrhundert erscheint in der Ahnenliste von Dr. Bauer der erste adlige Vorfahre: Konrad (Chunrad) von Diedenhofen, genannt Eseler. Einer der bekannten Vorfahren ist z.B. Hessi (Hesso), Herzog von Ostfalen, dessen Denkmal vor dem Klostermuseum (Kloster Wendhusen) in Thale steht.
In dem nachfolgenden Gespräch der LGG-Runde wurden Für und Wider der weit verbreiteten These von Karl dem Großen abzustammen diskutiert. Die Beweislage ist trotz der gut dokumentierten Adelsgeschichten sehr schwierig. Zudem gibt es Auslegungsdifferenzen, Fehler und „Fälschungen“ in den Dokumentationen. Alles in allem ist die Forschung nach berühmten Vorfahren außerordentlich reizvoll.
Fotos:
1. Reiterstatuette von Karl den Großen im Louvre, wahrscheinlich 870 in Metz entstanden
2. Denkmal von Hessi (Hesso) von Ostfalen vor dem ehemaligen Kloster Wendhusen (heute Klostermuseum Thale)
Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V. Fotos: Dr. U. Bauer, LGG e.V.
Am 24. Januar 2024 setzte die LGG ihre Informationsreihe über „Christliche Konfessionen und ihre Leipziger Kirchen“ mit einem Besuch der Evangelisch Reformierten Kirche zu Leipzig fort. Frau Edith Markert gab einen Überblick über die Geschichte dieser Kirche u. ihr heutiges Wirken.Der Besichtigung des Gotteshauses schloss sich der Besuch des Kirchenarchivs im Gemeindehaus an. Frau Markert, die das Archiv seit ca. 15 Jahren ehrenamtlich führt, zeigte uns den Raum mit all seinen Schätzen. Die Archivalien sind gut verwahrt, werden ordentlich geführt und beinhalten Dokumente und Urkunden (zumeist in bestem Zustand) seit Bestehen der Gemeinde. Zudem gibt es eine Sammlung von Gesangbüchern, Kirchenliteratur und andere wichtige Zeugnisse aus der Geschichte der Gemeinde.
Die Kirchenbücher werden ähnlich geführt wie die der Evangelisch-lutherischen mit Angaben zu Geburt/Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Tod/Beerdigung. Frau Markert unterstützt Wissenschaftler und Laienforscher bei historischen und genealogischen Arbeiten.
Wer Unterstützung braucht, wendet sich bitte an die Evangelisch Reformierte Kirche zu Leipzig <mail@reformiert-leipzig.de> . Während der Vertreibung der Anhänger der Kirchenreformer Zwingli und Calvin, Hugenotten genannt, flohen die Gläubigen aus Frankreich vorrangig in protestantische Länder. So auch nach Leipzig. Die Leipziger Hugenotten waren zumeist Kaufmanns- und Handwerkerfamilien.
Sie trafen hier auf einige Schweizer Kaufleute, die demselben Glauben angehörten und hatten großen Anteil, dass hier Handel und Wirtschaft florierten. Dennoch wurde ihnen lange Zeit das volle Bürgerrecht und die offizielle Ausübung ihrer Religion verwehrt.
So bemühten sie sich um 1700 um Räumlichkeiten, damit sie ihren Gottesdienst offiziell (und nicht mehr geheim) für etwa 150 französische Mitglieder abhalten konnten. Nach Auerbachs Hof, Volksmarsdorf u. a. Orten gelang es, im Alten Amtshaus (1900 abgerissen, dann Neubau eines Kaufhauses, jetzt Commerzbank) einen Gemeindesaal, eine Kantorenwohnung sowie Pfarrwohnungen zu erwerben, später konnte das ganze Grundstück gekauft werden. Die Gemeinde gewann seit Bestehen bedeutende charismatische Prediger, u. a. Jean Dumas (1727-1799) oder Georg Joachim Zollikofer (1730-1788), der erstmals seine Predigten auch in deutscher Sprache hielt.
Nun öffnete sich die bis dahin rein französische Gemeinde zunehmend auch deutschen Christen. 1811 erfolgt die Anerkennung als öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaft mit Bestätigung der eigenen Pfarrwahl und Lehrfreiheit und die Hugenotten konnten das volle Bürgerrecht erwerben. Mussten die Verstorbenen bis dahin noch nach Halle zur Beerdigung gebracht werden, konnten nun die Beerdigungen auf dem Alten Johannisfriedhof, später auf dem Neuen Johannisfriedhof stattfinden. Hier einige Namen von Gemeindemitgliedern (ohne Wertung): Baedecker, Dufour, Dumont, Escher, Horguelin, Le Clerc, Melly, Reclam, Riquet, Thieriot. Felix Mendelssohn Bartholdy ließ seine fünf Kinder von evangelisch-reformierten Pastoren zu Hause taufen.
Ende des 19. Jahrhunderts zählte die Gemeinde bald 7000 Mitglieder. Der Bau eines neuen Kirchengebäudes wurde immer dringlicher. 1899 wurden Kirche und Pfarrhaus (Neorenaissance) an der Ecke Löhrstraße/Tröndlinring eingeweiht. Die Baukosten betrugen 816.175 Mark. Die Einweihung des Kirchenneubaues am 12. März 1899 wird nach 125 Jahren am 10. März 2024 mit einer Jubiläums-Festwoche gefeiert.
In der Bombennacht vom 3. zum 4. Dezember 1943 brannte die Kirche innen völlig aus. Weniges konnte gerettet werden, u. a. das Kirchenarchiv, ebenso das Gemeindehaus durch den mutigen Einsatz seiner Bewohner.
Schon 1949 feierte die Gemeinde in der wieder aufgebauten Kirche Gottesdienste. Heute hat die Gemeinde gut 1200 Mitglieder. Die Pfarrer und das Konsistorium werden von der Gemeinde gewählt. Bei der Evangelisch-reformierten Kirche steht das Wort und die Verkündigung durch Predigt, Gebet und Gesang der Psalmen im Mittelpunkt, sachliche Gestaltung der Räume, Verzicht auf Altar, Kruzifixe und bildliche Darstellung. In Leipzig findet ein reges Gemeindeleben statt. Die Kirche ist zudem aktiver Teil des Musiklebens der Stadt Leipzig.
Literatur:
– Johannes Hohlfeld: Leipziger Geschlechter. Band 3. Die reformierte Bevölkerung Leipzigs 1700-1875. Leipzig 1939.
– In der Mitte der Stadt. Die Evangelisch-reformierte Kirche zu Leipzig von der Einwanderung der Hugenotten bis zur Friedlichen Revolution. Hrsg. von Hans-Jürgen Sievers. Leipzig: Evangel. Verlagsanstalt. 1. Aufl . 2000, 207 S.
– Gott gab Wachstum – Kleine Chronik zum 250jährigen Bestehen der Evangelisch-reformierten Gemeinde zu Leipzig, 1950
Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V. Fotos: H.-J. Tittel, Webmaster LGG e.V.
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