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Zur Geschichte der Immigration und Integration
italienischer Einwanderer in Mitteldeutschland in der Zeit von 1100 – 1850
Referent: Prof. Dr. Egbert Johannes Seidel (Weimar) am 08.11.2023 in der Stadtbibliothek Leipzig

Mit dem Thema beschäftigte sich Prof. Seidel intensiv, nachdem er bei seiner Ahnenforschung, die er schon mit ca. 12 Jahren begann, erfuhr, dass die Eltern seiner Großmutter aus Italien stammten. Inzwischen ist die Spurensuche nach italienischen Vorfahren zu einer umfangreichen Migrations – und Integrationsforschung geworden. 64.800 Datensätze, 3.924 Namen und 1.247 Orte gehören zur Datenbank über italienische Einwanderer. Prof. Seidel hat diesbezüglich in der Lombardei, Belluno, der Region Comer See und Mitteldeutschland geforscht.
Auch Studien zum Mailänder Recht, spanischem Recht sowie zum deutschen Erbfolgerecht waren notwendig, um Migration und Integration der Italiener zu verstehen. Die Quellenlage erwies sich als sehr gut, da Testamente, Verträge, Vereinbarungen in ital. Fassung, Abwesenheitslisten, Marktgenehmigungen, Speditionsverträge (besonders in Chur/Schweiz) seit dem 12. Jahrhundert gut verwahrt und nutzbar sind.
Anders als andere Migrationsbewegungen erfolgten die Einwanderungen aus Oberitalien nach den deutschen Landen nicht wegen der Armut in der Heimat, sondern vorrangig aus Handelsinteresse. Dabei hielten sich die Italiener im 11. – 15. Jahrhundert eher kurz in Deutschland auf, relativ wenige blieben über Jahrzehnte und begründeten deutsch – italienische Familiengenerationen. Die meisten Kaufleute kehrten nach den Geschäften in ihre Heimat zurück. Nach einer Pause während des 30-jährigen Krieges und der großen Pest blühte das Geschäft ab 1660 wieder auf und es wurden 3000 italienische Händler in deutschen Landen gezählt.
Die Handelswege nach Mitteldeutschland verliefen hauptsächlich über die Alpenpässe Brenner und Splügenpass mit der Via Regina. Zunächst wurde mit Zitronen als Medizin gehandelt, dann Pomeranzen, Thermometer, optische Geräte, Lebensmittel wie Nüsse, Olivenöl, Früchte, auch viel Tand, Galanterien, Stoffe, Schuhe, aber auch Musikinstrumente.
Ab dem 17. Jahrhundert kamen vermehrt italienische Baumeister, Stuckateure, Künstler und Musiker nach Deutschland, der Handel mit Noten, Instrumenten, Büchern, Lederwaren, Wein und Lebensmitteln boomte.
Die deutschen Märkte waren unter den italienischen Händlern, Spediteuren und Compagnien aufgeteilt, oft ohne Kenntnis der örtlichen Aufsicht. Bis Mitte des 19. Jhd. durften die meist katholischen Italiener in protestantischen Gebieten keine Immobilie oder Grund und Boden erwerben oder versuchten dieses mittels Strohmännern. Auch spürten die deutschen Händler (bzw. deren Innungen) die drohende Konkurrenz und wollten Niederlassungen und Marktrechte dieser italienischen Händler verhindern. Aber durch wirtschaftliche und familiäre Netzwerke haben die Italiener sich durchgesetzt und großen Einfluss an den Höfen gewonnen sowie viele Neuerungen im Handelswesen, dem Bankwesen
und der Kultur hinterlassen. So brachten uns die Italiener die Brille, entwickelten hier das Spediti onswesen, das Bankwesen, den bargeldlosen Verkehr (Wechsel), die Buchhaltung. Worte wie Bank, Kredit, brutto, netto, Kasko sind somit auch in Deutschland gebräuchlich geworden.
Einige ital. Familien konnten große Unternehmungen in Deutschland ausbauen und wurden langsam, vornehmlich durch Heirat, gut integriert. Dazu gehören für Mitteldeutschland die Familien und ihre Netzwerke von Bossi, Brentano, Bianchi, Casiraghi, Ortelli, Veronelli, Rossi, Sala Tarone, Curioni, welche in Altenburg, Rudolstadt, Dresden, Leipzig, Berlin, Zwickau über kurze oder lange Zeit wirkten.

Zudem gab Prof. Seidel noch einige Hinweise für Familienforscher, die italienische Vorfahren haben. Die Forschungsbedingungen sind für Italien gut, da die Archive dort bis ins Mittelalter gut bestückt sind.
     Literaturhinweise:
Seidel, Pfaff , Engelmann: Italienische Einwanderung – Ursachen und Folgen, 1990 (Deutsch-Thüringische Gesellschaft)
Familienchronik von Bianchi Staatsarchiv Rudolstadt, Staatsarchiv und Stadtarchiv Leipzig
     Zu den Rechtsbeziehungen:
Stolterfoht, Thea E.: Die Südfrüchtehändler vom Comer See im Südwesten Deutschlands im 17. und 18. Jahrhundert – Untersuchungen zu ihrem Handel und ihrer Handlungsorganisation (Rechtsgeschichtliche Studien Band 74) Hamburg 2017, 756 Seiten
     Zu den historischen Rahmenbedingungen:
Seidel, E. J.
Zur Geschichte der Immigration und Integration italienischer Einwanderer in Mitteldeutschland im 15. bis 19. Jahrhundert.
Internationale Musikwissenschaftliche Tagung „The Adjuvanten as Concave Mirror of the Musical Transfer between Italy and Germany“ („Die Adjuvanten als Brennspiegel des italienisch-deutschen Musiktransfers“) Weimar, 30.11. – 02.12.2017
„Schriftenreihe der Academia Musicalis Thuringiae“ Bd.5, S. 45 -62

Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.                               Fotos: H.-J. Tittel, Webmaster LGG e.V.


Uniformkunde als historische Hilfswissenschaft für die Geschichtsschreibung und die Genealogie

Referentin : Frau Wermes, LGG e.V. am 18.10.2023 in der Stadtbibliothek Leipzig

[ein Bericht wurde nicht geschrieben]                                                                                      Foto : H.-J. Tittel, Redakteur und Webmaster LGG e. V.
 


Ehescheidungen und ihre Widerspiegelung in unseren Familiengeschichten

Referentin : Frau Wermes, LGG e.V. am 13.9.2023 in der Stadtbibliothek Leipzig

[ein Bericht wurde nicht geschrieben]                                                                                  Foto :  H.-J. Tittel, Redakteur und Webmaster LGG e. V.


Die Geschichte der Freimaurerloge MINERVA ZU DEN DREI PALMEN

Referent: Herr Stefan Lohr am 10.05.2023 in der Stadtbibliothek Leipzig

Großes Interesse fand am 10. Mai 2023 der Vortrag von Stefan Lohr zur Geschichte der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen. In Leipzig arbeiten noch drei weitere Freimaurerlogen: die Logen Balduin zur Linde und Apollo Nr.212 sowie die Neue Werkstatt – Freimaurerloge für Frauen und Männer. Die Minerva hat zurzeit 64 Mitglieder und ist damit die größte Loge in Mitteildeutschland.
                                       Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität sind die Leitlinien der Loge.
Auch heute pflegen die Logen pflegen die Geheimhaltung nach außen, ein feste innere Struktur, traditionelle Rituale, Netzwerk, Erkennungszeichen wie das Bijou, Sprache u.a.
Sowohl die Logen Balduin zur Linde und Apollo als auch die Minerva können auf eine weit über 200jährige, äußerst wechselvolle Geschichte zurückblicken. Die Minerva wurde am 20. März 1741 zunächst namenlos gegründet. Schon Anfang des 15. Jahrhunderts hatten sich in England Steinmetzbruderschaften zu Logen zusammengeschlossen, die sich dann im 18. Jahrhundert auch Profanen öffneten und sich zu Orten der Gemeinschaft, der Brüderlichkeit und Aufklärung entwickelten, eine feste Struktur und Rituale pflegten und außerordentliche Wirkungen im wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und sozialen Bereich hatten.

Über Frankreich kam die Freimaurerei schnell nach Deutschland, wo die erste Loge in Hamburg gegründet wurde. Die Minerva folgte als zehnte deutsche Loge 1741, als Gründungsort wird das Haus (vormals Gaststätte) Zum Goldenen Schiff (Hauszeichen zwischen dem Lerchennest und Kaffeebaum) in der Kleinen Fleischergasse angegeben.

Einer der 7 Gründungsmitglieder war der Leipziger Seidenhändler und Hugenotte Pierre Jaques Dufour. Neben zahlreichen Hugenotten öffnete sich die Minerva auch für Calvinisten; ab 1868 durften auch „Nichtchristen“ aufgenommen werden, was vor allem auch Juden den Eintritt in die Loge ermöglichte.

1826 kamen 80 % der 398 Mitglieder aus dem gehobenen Wirtschaftsbürgertum. Die Bruderschaft wirkte nach außen sowohl im sozialen, wirtschaftlichen und bauwirtschaftlichen Bereich. Nach dem Sieg über Napoleon zum Beispiel kümmerten sich die Logen unter anderem mit der Bürgergarde von Leipzig um die Tausenden Verwundeten der Schlacht, um die Hinterbliebenen der gefallenen Soldaten, die Kriegsgefangenen, die toten Menschen und Pferde, die Seuchentoten und -kranken.

Abspaltungen, innere Auseinandersetzungen und Wiedergründung gehören zur Geschichte der Logen. Insbesondere der Einmarsch der Preußischen Truppe Mitte des 18. Jahrhunderts, die Napoleonischen Kriege, die Völkerschlacht bei Leipzig und das NS-Regime waren für die Loge harte Zeiten. Mitglieder der Leipziger Logen waren u.a. Dufour, der 48er Robert Bluhm, der Architekt des Völkerschlachtdenkmals Thieme, Reclam, Marschner, Schreber, Oeser u.v.a. Albert Lortzing, Mitglied der Loge Balduin, schrieb für die Minerva eine Festkantate.
Mit dem Sieg von 1870/1871 über Frankreich wurde die Freimaurerei „staatstragend“, da auch Kaiser Wilhelm I. und sein Sohn, der spätere Friedrich III., Freimaurer waren. 1884/85 wurde das Logenhaus in der Schulstraße (heute Reichsschulstraße) gebaut, das jedoch bald zu klein wurde, 1905 entstand das Logenhaus gegenüber dem Neuen Rathaus an der Weststraße, das über große Säle und ausgezeichnete Gastronomie verfügte.
Trotz einiger Versuche, sich durch strategische Winkelzüge und einer Umbenennung den Repressionen durch die Nationalsozialisten zu entziehen, erfolgte die Liquidation der Loge Minerva und 1937 die Enteignung des Hauses durch die Nazis. Für das Leipziger Messeamt fungierte das Haus nun als „Haus der Nationen“. 1943/44 wurde das Haus von Bomben getroffen und zerstört und 1957 komplett abgerissen.
Nach 1945 wurde die Loge „als einer sozialistischen Gesellschaft wesensfremd“ nicht wieder zugelassen, dennoch trafen sich die Mitglieder auch zu DDR-Zeiten (im Klub der Intelligenz in der Elsterstraße, im Falstaff, im Thüringer Hof oder im Ratskeller).
1990 konnte die Freimaurerei wiederbelebt werden, die Minerva wurde wiedergegründet, kam in der ehemaligen Musikbibliothek in der F.-Lassalle-Straße unter und arbeitet heute in einer Villa in der Naunhofer Straße.
Noch heute sind in Leipzig einige Zeichen der Freimaurer an Leipziger Gebäuden zu entdecken: Das Hausschild Zum Goldenen Schiff in der Fleischergasse, in der Nikolai-Kirche, dem Völkerschlachtdenkmal, Messehäusern, Bienenkorbhaus in der Zschocherschen Straße u.a.                   (Bild rechts: die Vignette der Loge Minarva)
Nicht nachgewiesen ist, dass das Völkerschlachtdenkmal ein Tempelort war.

Leider blieb nach dem äußerst interessanten Vortrag keine Zeit, ins Gespräch zu kommen und Fragen zur Geschichte der Loge und der heutigen Arbeit zu stellen.
Deshalb seien hier für weitere Studien genannt:
Alexander Süß: Die Loge Minerva zu den drei Palmen, Salier-Verlag ISBN 978-3-943539-63-9
www. minerva-zu-den-drei-palmen.de

Das Minerva Logenhaus 1886 in Leipzig, im Hintergrund die Gerüste für das Neue RathausText: I. Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.        Foto: H.-J. Tittel, Webmaster LGG e.V. und Wikipedia


Besuch der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig – was uns Studentische Stammbücher erzählen können.

Referent : Herr Steffen Hoffmann, Universitätsbibliothek Leipzig, am 19.04.2023

Unserem Jahresarbeitsplan gemäß trafen wir uns an jenem Tag in der Leipziger Universitätsbibliothek „BIBLIOTHECA ALBERTINA“.

Die Bibliothek selbst entstand in der Reformationszeit, als Grundbesitz und Gebäude des sich damals auflösenden Leipziger Dominikanerklosters St. Pauli 1543 durch Schenkung des Herzog Moritz von Sachsen an die Universität Leipzig ging.

Infolge des stetig wachsenden Bibliotheksumfangs wurde der Bau des imposanten Gebäudes in der Beethovenstraße nach dem Bauprojekt des Arwed Roßbach im Juni 1887 mit dem Ersten Spatenstich begonnen.
Im Mai 1889 war Richtfest und am 24.10.1891 die feierliche Einweihung des 2,6 Mio. Mark teuren Objektes mit der Namensgebung Bibliotheca Albertina nach dem damaligen König Albert von Sachsen.

Die Universitätsbibliothek Leipzig zählt zu den größten Bibliotheken in der BRD und beherbergt im Bereich Sondersammlungen (Handschriftenabteilung) auch einen interessanten Umfang an historischen Studenten-Stammbüchern, die dort von Herrn Steffen Hoffmann betreut und ausgewertet werden.
Er erklärte und zeigte uns Beispiele solcher Stammbücher.
Die ersten frühen Stammbücher (z.B. 1614) mit leeren Blättern wurden im Hochformat gefertigt. Erst später entwickelte man das Standard-Queroktav Format, ein Stammbuch mit 15,2 cm Breite und 12,5 cm Höhe.

Studentische Stammbücher machen die Masse des 117 Exemplarebestandes aus. Die meisten Studenten ließen ihr Stammbuch während ihrer Studienjahre an den Universitäten zirkulieren und legten es still nach dem Auseinandergehen der Kommilitonen. Oft verkauften sie, oder später ihre Erben, diese Stammbücher und so gelangten sie z.B. stiftungsweise in die Bibliothek und unter unsere Augen.

Ein besonders interessantes Stammbuch ist das etwa 12 cm dicke des Johannes Frentzel (1609-1674), ein Magister und Poesielehrer am Kleinen Fürstenkolleg der Leipziger Universität. Frentzel sammelte auch Stammbuchblätter von Freunden und verehrten Personen. Einen Teil davon (von 169 illustren Personen) hat er mit künstelrischen Porträts- und Wappendarstellungen versehen lassen und zwischen Holzdeckeln gebunden.

Rechts im Bild ein Porträt des Johannes Frentzel

In solchen Stammbüchern findet man oft sog. Memorabilia, mit denen der Eintragende den Stammbuchbesitzer an gemeinsame schöne Erlebnisse oder Streiche erinnert. Damals genossen die Herren Studenten in der weltoffenen Handelsstadt Leipzig noch ein zusätzliches Maß an Freiheit und Toleranz.
So findet man z.B. das Memorabilium des Theologiestudenten Johannes Leopold im Stammbuch des Studenten Lattermann : Der Herr Bruder beliebe sich zu erinnern der Frauen am Brühl, welche vor der Kutsche übergingen, wie auch des Jungens, der mit dem Teller defendiret hat.
Die heutige Deutung dieses Textes : Leopold und Lattermann wurden bei ihrer Kutschfahrt über den Leipziger Brühl so übermütig, dass sie junge Frauen auf der Straße neckten, in dem sie diese von oben (mit Kleinigkeiten, evtl. Papierkügelchen) bewarfen. Der Junge jedoch stellte sich schützend vor die Frauen und war so – zwischen den Zeilen gelesen – der moralische Sieger dieser Situation. Den beiden Studenten aber wurde bewusst, dass ihnen eine Lektion erteilt worden war.
Diese Memorabilium-Beschreibung findet man in einem Aufsatz „Über die Stammbücher in der Universitätsbibliothek Leipzig und ihre Verzeichnung“ (https://d-nb.info/124048299X/34) von Steffen Hoffmann, der uns auch darüber zu erzählen wusste.

Text und Fotos : Kurt Hans-Joachim Tittel, Webmaster LGG e.V.


Die Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig stellt sich vor mit Aktuellem und Zukünftigem.

Referentin : Frau Dr. Müller, Frau Heil (Sächs.StAL) am 08.02.2023 in der Stadtbibliothek Leipzig

Korrekt heißt die Zentralstelle seit einer Verwaltungsreform 2005 Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Referat 33 Deutsche Zentralstelle für Genealogie und Sonderbestände.
Die Referatsleiterin Dr. Anett Müller und ihre Mitarbeiterin und Referentin Katrin Heil gaben uns Auskunft zur Geschichte, den Beständen, den Aufgaben, der Arbeit und Projekten der Zentralstelle für Genealogie. Die meisten Mitglieder unserer Gesellschaft haben schon in und mit der Zentralstelle gearbeitet und sind dankbar für jegliche Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Staatsarchives. Die Vorsitzende der Leipziger Genealogischen Gesellschaft e.V. Frau Martina Wermes war bis vor wenigen Jahren als Referentin in der Zentralstelle tätig.

Das genealogische Archiv wurde 1904 als Verein zur Begründung und Erhaltung einer Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte e.V. in Leipzig gegründet.

Ab 1921 ging der Verein eine Kooperation mit der Deutschen Bücherei Leipzig ein und nutzte auch Räume in der DB. Um der Gleichschaltung und Zentralisierung unter der NS-Regierung zu entgehen, wurde die Zentralstelle 1934 geteilt : in einen Förderverein und in eine Stiftung.

Der Förderverein wurde 1945 aufgelöst.
Die Stiftung existierte weiter, wurde 1950 in die Volksbildungsstiftung des Landes Sachsen überführt und 1957 in die Staatliche Archivverwaltung der DDR eingegliedert.

1962 zog die Zentralstelle in das ehemalige Reichsgericht Leipzig (zu DDR-Zeiten unter anderem auch Museum der Bildenden Künste, Dimitroffmuseum, Landesarchiv Leipzig, heute das Bundesverwaltungsgericht), allerdings fast ohne Bibliothek, die durch eine Vertragsklausel in der Deutschen Bücherei verblieb.

Einige Jahre nach dem Beitritt der DDR zur BRD war die noch eigenständige Zentralstelle in der Käthe-Kollwitz-Straße und seit 1995 in der Schongauer Straße im Staatsarchiv Leipzig, hier im Rang einer Abteilung, untergebracht.

Zu den Aufgaben der Zentralstelle gehören :
– die Verwahrung, Erschließung und Nutzbarmachung personen- und familiengeschichtlichen Archivgutes
– Erfassung von Ahnenlisten, Stammlisten u.ä.
– Unterstützung der Forschungen, Aufarbeitungen und Digitalisierungen
Frau Dr. Müller und Frau Heil hoben mehrmals hervor, dass die Pflege und Aufarbeitung des Bestandes, die wissenschaftlichen Arbeiten (auch die von Laien), Öffentlichkeitsarbeit u.a. viel Enthusiasmus und Erfahrung erfordern. Die Personaldecke ist außerordentlich schmal.

Zum Bestand und den Sammlungen gehören die Ahnenstammkartei des deutschen Volkes
(Frau Heil hob auch die aktive Rolle von Karl Förster hervor) und eine umfangreiche Ahnenlistensammlung.

Die Zentralstelle betreut einen großen Bestand an genealogischen Nachlässen, Mappenstücke, eine umfangreiche Bibliothek, Adressbücher, Kirchenbücher, Ortsfamilienbücher, Kirchenbuchunterlagen u.a..

Außerordentlich bedeutend für genealogische und wirtschaftlich-soziale Forschungen sind die familiengeschichtlichen Sammlungen des ehemaligen Reichssippenamtes. Das ist eine Kollektion von Kirchenbüchern, Militärkirchenbüchern, von jüdischen Personenstandsunterlagen (Originale, Zweitschriften und Verfilmungen) und aus Privatbesitz angekauften genealogischen Sammlungen, die 1934/35 in der Reichsstelle für Sippenforschung, ab 1940 Reichssippenamt, angelegt und bis 1945 massiv erweitert wurde. In verschiedene Orte ausgelagert und mühsam wieder eingesammelt, überdauerte ein Großteil des Bestandes, lagerte zunächst in Berlin und Potsdam und wurde 1965 nach Leipzig übergeben.
Für Genealogen kann der Bestand sehr nützlich sein, die Arbeit in den Unterlagen erfordert aber teilweise Unterstützung durch die Archivare und Archivarinnen.

Frau Heil berichtete von Kooperationen und Projekten. So wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein für Computergenealogie die Sammlung historischer Adressbücher digitalisiert.
Abgeschlossen ist die Aufarbeitung der Kartei Leipziger Familien (Moritzkartei), woran auch Mitglieder unserer Gesellschaft beteiligt waren. Ebenfalls beendet wurde die Indizierung der Kartei Leipziger Kreisamtstestamente. Die entstandene Datenbank ist auf der Website des Vereins für Computergenealogie recherchierbar.
Die Testamentsakten werden derzeit im Staatsarchiv digitalisiert und sollen anschließend ebenfalls online recherchierbar sein.

Gern würden weitere Projekte in Angriff genommen, doch die wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referates stoßen an Kapazitäts- und Leistungsgrenzen.

Frau Heil machte darauf aufmerksam, dass vor Verfügungen und vor der Übergabe von Sammlungen und/oder einem genealogischen Nachlass unbedingt Kontakt mit der Zentralstelle aufgenommen werden sollte, um eine archivgerechte Übernahme der Unterlagen sicherzustellen.

Das Archiv hat dazu auch eine Handreichung erarbeitetet, die Hilfestellung bei der Systematisierung und Vorbereitung der Unterlagen für die Übergabe bieten soll.
Diese kann beim Referat 33 angefordert werden.

Text: Ingrid Hofmann, Schriftleiterin LGG e.V.
Bilder: Bi.1 u. 2 oben Hans-Joachim Tittel, Webmaster LGG e.V.;  sonst Frau Heil, Referat 33


Die Russisch-Orthodoxe Kirchengemeinde in Leipzig stellt sich vor

Veranstaltungsort: Russische Kirche

Sehr gut besucht und interessant war auch diese Veranstaltung der Leipziger Genealogischen Gesellschaft am 11. Januar 2023.
Der Gemeinde gehören über 300 orthodoxen Christen an. Sie kommen ehemals aus Russland, Weißrussland, Deutschland, der Ukraine, Armenien, Georgien, Polen, Bulgarien und anderen Ländern, leben in der Region oder halten sich für begrenzte Zeit wegen der Ausbildung oder Arbeit hier auf.
Es hat sich ein reges und vielfältiges Gemeindeleben entwickelt. Mit Gottesdiensten und Veranstaltungen bietet die Gemeinde religiöse Heimat, sie pflegt Traditionen, hat regen Kontakt zu Partnergemeinden und unterstützte mit Spenden Projekte in Armenien und Tschernobyl. Die Gemeinde finanziert sich vorrangig durch Spenden, eine Kirchensteuer wird nicht erhoben.

Die LGG-Mitglieder hatten viele Fragen zum Gemeindeleben, zu den Aufgaben des Kirchenrates, zur Struktur der russisch-orthodoxen Kirche, zum orthodoxen Glauben, zur Liturgie der Gottesdienste, zum Kirchengebäude, zur Ikonenwand, dem Altarraum und der Ausgestaltung der Haupträume.
Die Gottesdienste, an denen Erwachsene und Kinder gemeinsam teilnehmen, werden zumeist in Kirchenslawisch und Altgriechisch abgehalten, Veranstaltungen in modernen Sprachen, ein Gemeindechor unterstützt den Prediger, die Liturgie ist aufwendig und prächtig.
Der kirchliche Kalender richtet sich traditionell nach dem julianischen Kalender. Weihnachten wird am 6./7. Januar des Jahres gefeiert, Ostern – das wichtigste religiöse Fest der orthodoxen Kirche – wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert, allerdings nach dem julianischen Kalender, also später als nach dem Gregorianischen Kalender. Hochzeiten, Taufen, Firmungen/Salbungen und Bestattungen werden ebenfalls vorgenommen.

Die Russische Kirche Leipzig feiert im Oktober dieses Jahres ihr 110-jähriges Bestehen. Die Gedächtniskirche zum Heiligen Aleksij wurde 1913 zu Ehren der 22.000 in der Völkerschlacht bei Leipzig gefallenen russischen Soldaten erbaut. Sie wurde auf städtischem Boden errichtet. Die Kosten betrugen 250.000 Rubel, 2/3 davon waren Spenden russischer, aber auch deutscher Wohltäter. Der Entwurf für den Kirchenbau nach Art und Weise des 16./17. Jahrhunderts stammt von dem Petersburger Architekten Wladimir A. Pokrowskij; die Ausführung und Bauleitung lagen in den Händen der Leipziger Architekten Richard Tschammer und Georg Weidenbach. Nicht einmal ein Jahr betrug die Bauzeit.
Die Kirche wurde einen Tag vor der Eröffnung des Völkerschlachtdenkmals am 17./18. Oktober 1913 geweiht. Auch die Ausstattungen sind Spenden oder Geschenke zumeist privater Personen, z.B. die große Ikonenwand von russischen Donkosaken. Das Gebäude sowie die Ausstattungsgegenstände wurden bereits mehrfach restauriert.
Text: Ingrid Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.


Meine Familienforschung in der Thüringischen Rhön
– Quellen, Ereignisse und Besonderheiten –
Referentin : Frau Jutta Scheidler, LGG e.V., 12.10.2022 in der Stadtbibliothek Leipzig

Die Rhön ist ein Mittelgebirge, welches sich über den Süden Thüringens sowie Teile von Franken und Hessen erstreckt. Sie umfasst eine Fläche von ca. 1500 qkm. In der Rhön wird vereinzelt noch Rhöner Platt gesprochen. Dort war ich also auf der langen Suche nach den Vorfahren der Familie Scheidler aus Oberkatz unterwegs.
Durch die in neuerer Zeit digitalisierten Kirchenbücher konnte ich einen Großteil der Nachforschungen von Leipzig aus betreiben. Das ist sehr vorteilhaft. Die Arbeit im ländlichen Gebiet ist anders als im städtischen Bereich. Die Bauern sind durch ihren Landbesitz sesshaft und heiraten in der Umgebung. Der alte Grundsatz einer vorteilhaften Heirat bestätigt sich hier ganz deutlich. Trotzdem sind im Laufe der Zeit fast die ganze thüringische Rhön sowie auch Teile der hessischen Rhön zum Betätigungsfeld geworden.

Besonders interessant ist für mich die Zeit vom Beginn der Führung der Kirchenbücher ca. 1570 bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und danach, also eine Zeitspanne von ca. 100 Jahren. So wurden mehrere Kinder der Familie in der Pfalz getauft und ins Oberkätzer Kirchenbuch nachgetragen. Ich lernte die Geschichte der ostfriesischen Familie von Nesse auf ihren Weg nach Rostock und von dort aus mit dem schwedischen Heer in die Rhön kennen, wo zwei Söhne des mecklenburgischen Kanzlers heimisch wurden, einer davon in Oberkatz. Weiter begegnete mir auf meiner Zeitreise ein Seitenverwandter des Reformators Martin Luther, Georg Luther aus Möhra und seine Frau Magdalena, die in Möhra laut Seelenregister von 1669 drei Söhne und drei Töchter taufen ließen. Und schließlich lernte ich auch die Familie Scharffenberger kennen, von der zwei Frauen 1619 als Hexen verbrannten und eine dritte 1692 des Landes verwiesen wurde. Sie alle haben eine Beziehung zur Familie Scheidler.
Nicht alle Informationen findet man in den Kirchenbüchern. Im Staatsarchiv Meiningen konnte ich in Erb- Lehn- Steuerbücher und Kriegsberichte Einsicht nehmen, und auch die Bücher „…über die Königlich und Herzoglich-Sächsischen Häuser und Lande…“ von Herrn Ernst Julius Walsch und „unschuldig“ von Herrn Dr. Kai Lehmann aus Schmalkalden waren für mich wichtige Informationsquellen. Und es gibt immer noch Personen, die sich meinen Nachforschungen erfolgreich entziehen – ein Anreiz für den Familienforscher, sie doch noch zu finden.
Text: J. Scheidler, LGG e.V.    Foto: H.-J. Tittel, LGG e.V.


Bonorand, Kintschy und Co. – Schweizer Zuckerbäcker in Leipzig

Referentin : Frau Elisabeth Guhr, LGG e.V., 14.09.2022 in der Stadtbibliothek Leipzig


Bei ihren Forschungen zum Stadtteil Gohlis in Leipzig stieß Frau Guhr auf das Schweizerhäuschen im Rosenthal und die schweizer Zuckerbäckerfamilien Bonorand und Kintschy.

Wie kamen die Schweizer dazu, in Leipzig Zuckerbäckereien zu betreiben und wie prägten sie das Leipziger Leben?
Armut und Zukunftssorgen zwangen viele Familien im 18. und 19. Jahrhundert aus dem Engadin / Graubünden auszuwan-dern und sich eine neue Existenz aufzubauen. So ließen sich einige dieser Familien in ganz Europa als Zuckerbäcker nieder und prägten in den folgenden Jahrzehnten die Caféhauskultur in vielen Ländern Europas.

Die Zuckerbäcker stellten Kuchen, Torten, Eis, süße Leckereien, Liköre, Limonaden u.a. her, arbeiteten aber oft in engen, dunklen, kalten und unbelüfteten mehlstaubigen Räumen. Im Leipziger Adressbuch von 1810 werden fünf Schweizer Zuckerbäcker aufgeführt.

Die Familie Bonorand z.B. betrieb seit 1783 eine Konditorei in der Katharinenstraße 4 und Otto Bonorand (1787 – 1849) eröffnete 1841 im Rosenthal anstelle der bekannten Eisbude „Zur kalten Madame“ ein Kaffeehaus mit Konzertsaal, das zu einem beliebten Ausflugsziel  der Leipziger wurde. Gleich in der Nähe betrieb der aus Davos stammende Georg Kintschy (1792-1876) schon 1824 sein Café „Schweizerhäuschen“ (Bild links), das ebenfalls Alt und Jung anzog, auch Unterhaltung und Konzerte veranstaltete. In den 1860er Jahren verließen viele Schweizer Familien wieder Leipzig, um in ihre Heimat zurückzukehren.

Das Café der Bonorands in der Katharinenstraße gab es bis 1912, das „Bonorand“ im Rosenthal (Bild rechts) wurde 1935 abgebrochen und das Schweizerhäuschen, wie das Bonorand auf heutigem Zoogelände, wurde zur „Hacienda Las Casas“ umgebaut.
Die Referentin stellte zudem ihre genealogischen Forschungen zu den Zuckerbäcker-Familien Bonorand und Kintschy vor.
Text: I. Hofmann, Schriftführerin LGG, Bilder: E. Guhr LGG, Foto: H.-J. Tittel LGG

 


Der Arbeitskreis Altenburg der Arbeitsgemeinschaft mitteldeutscher Familienforscher stellt sich vor.

Referent : Herr Steffen Klingner, AMF, 13.04.2022 in der Stadtbibliothek Leipzig

Familienforschung im Altenburger Land
Zu diesem Thema stellte Steffen Klingner von der „Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung e. V.“ (AMF) den Arbeitskreis „Altenburger Land“ vor. In der AMF haben sich Familienforscher auch in anderen Arbeitskreisen wie in den für das Erzgebirge, Eichsfeld, Saale-Orla, den Harz u.a. zusammengefunden.Herr Klingner gab einen Überblick über die Geschichte des Landes und viele Tipps für die Familienforscher, deren Ahnen im Altenburger Land lebten. Über Jahrhunderte hinweg war das Altenburger Land von der Bauernwirtschaft geprägt. Noch heute sind zahlreiche, zum Teil wunderschön restaurierte Vier- und Dreiseitenhöfe zu sehen. In so manchem Wohnzimmer hängt ein Gemälde vom Besitztums, die Bauernhof-Malerei hatte ihre Blüte Ende des 19. Jahrhunderts / Anfang 20.Jh.
Basis aller Recherchen und Forschungen im Altenburger Land ist die Kenntnis der thüringischen und regionalen Geschichte, vor allem der politischen, kirchlichen und hochherrschaftlichen Regentschaften. Um an die Quellen und Archivalien zu kommen und Informationen einordnen zu können, muss man wissen, zu welcher Zeit die Vorfahren an wen ihre Steuer zahlte oder welchem Kirchspiel sie zugehörten. Durch Besitzungen, Kriege, Erbteilungen insbesondere der Wettiner und der Reussen sowie die politischen Neuordnungen der jüngeren Zeit und der damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungen, ist gerade in Thüringen und im Altenburger Land die Zugehörigkeit der Orte oft verändert worden.

Die örtlichen Prägungen durch das Herzogtum Sachsen-Altenburg (ältere Linie), dann Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Altenburg (jüngere Linie), den Freistaat Thüringen von 1920 bis 1952, die Aufteilung des Freistaates in Bezirke 1952 sowie die Wiedergründung des Freistaates Thüringen 1990 hatten auch immer Auswirkungen auf die Wirtschaften und Familien.
Herr Klingner verwies auf zahlreiche Publikationen, Hilfsmittel und Archive, die den Einstieg in die Forschung im Altenburger Land erleichtern.
(ein Klick auf die kleinen Bilder führt zur Vergrößerung)

Der Arbeitskreis veröffentlichte Publikationen zur Unterstützung der Familienforschung in bisher 12 Stoye Bänden:
Bd 40 Häuserbuch der Stadt Altenburg, Innenstadt,
Bd 41 Häuserbuch der Stadt Altenburg, Vorstädte,
Bd 43 Einwohnerzählung im Amt Altenburg 1580,
Bd 45 Bürgerbuch der Stadt Altenburg 1512-1700,
Bd 46 Bürgerbuch der Stadt Altenburg 1700-1838,

Bd 56 Die Kartei Nehrlich zum Altenburger Land 1418-1570,
Bd 60 Die Kartei Nehrlich zum Altenburger Land 1550-1570,
Bd 68, 69, 70, 71 Die Musterungslisten des Herzogtums Sachsen-Altenburg 1819-1833, 1835-1847, 1848-1856, 1857-1866,
Bd 77 Spezifikation der im Amt Altenburg befindlichen Untertanen unter 50 Jahren im Jahre 1733. Regionale Geschichts- und Familienforscher veröffentlichten eine Reihe von Bänden und Artikeln zur politischen und wirtschaftlichen Geschichte, Orts- und Familiengeschichten ( z.B. Holger Meuzner, Die Bauern von Breesen 1413-2013; Lore Jaschke, Ortsfamilienbuch Kriebitzsch und Oberlödla.

Zu den Forschungsprojekten und Digitalisierungsvorhaben des Arbeitskreises zählen: Altenburger Stammtafeln Teil 1 (Aufarbeitung gedruckter Tafeln) und Teil 2 Nachlass Albin Vogel, Altenburger Bezirkslisten (1826-1870) mit ca. 40.000 Datensätzen, Altenburger Amt- und Nachrichtenblatt von 1823-1920 (inzwischen online verfügbar) und ein erweitertes Kirchenbuchregister des Altenburger Landes vor 1809 u.v.a.

 

Große Unterstützung erhält der Arbeitskreis und die im Raum Altenburg Forschenden von drei Altenburger Archiven, dem Staatsarchiv Altenburg mit Kirchenbuchdublikaten 1809-1875 des gesamten Herzogtums Sachsen-Altenburg (Ost- und Westkreis), dem Altenburger Kreisarchiv und dem Altenburger Stadtarchiv, von dem derzeit ca. 465 Bücher des Standesamtesbezirkes Altenburg (1876-1900/1920/1950) digitalisiert wurden und vor Ort oder auf www.ancestry.com kostenpflichtig recherchiert werden können.

 

Vor Corona, konnte der AK AL in jährlich vier öffentlichen Vortrags-Veranstaltungen eine wachsende Zahl Interessenten begeistern und hofft, die Tradition bald wieder aufnehmen zu können.

AK-AltenburgerLand@amf-verein.de
(Quellen: www.wikipedia.de, Klingner privat)
Text: Hofmann (Schriftführerin LGG eV)           Bilder: Klingner (AMF), Tittel (LGG eV)


Online-Vortrag: Die deutsche Familie Finkelstein – von Handel Kunst und Wissenschaft

Zur Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Finkelstein, die in vier Generationen in Leipzig lebte.
Referentin: Frau Elisabeth Guhr, LGG e.V. am 09.02.2022

Infolge der im Jahr 2020 ausgebrochenen und noch heute herrschenden COVID-19-Pandemie veranstaltete unser Verein auch diese Versammlung online über die Konferenzplattform BigBlueButton.

Der jüdische Kaufmann Osias Finkelstein (1805 – 1870) und vier seiner Söhne lebten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Leipzig. Die Familie stammte, wie viele jüdische Familien in Leipzig, aus Brody in Galizien. Osias Finkelstein starb 1870 wenige Jahre nach seiner Ankunft. Seine Söhne übernahmen nicht sein großes Handelshaus sondern führten ihre eigenen Geschäfte, bzw. gingen ihre eigenen Wege.

Saul Finkelstein (1832 – 1897), der älteste der Leipziger Söhne, führte das Bankgeschäft des Vaters am Brühl. Er kaufte sich das neuerbaute Haus Pfaffendorfer Str. 10. Er und seine Frau Fanny engagierten sich in der jüdischen Gemeinde. Ihre vier Kinder kamen alle in Leipzig zur Welt. Unter ihnen der bekannte Berliner Kinderarzt und international geschätzte Professor Dr. Heinrich Finkelstein (1865 – 1942). Seinem Engagement und seiner Forschung ist es zu verdanken, dass die Säuglingssterblichkeit von 20 % auf 4,3 % sank. Sein Lehrbuch der Säuglingskrankheiten war Standard für mehrere Generationen. Heinrich Finkelstein emigrierte 1938 hochbetagt nach Chile und starb dort 1942.

Berthold Finkelstein (1844 – 1931) war der Wissenschaftler unter den Söhnen. Nach seinem Chemiestudium arbeitete er u.a. bei der BASF und betrieb danach zusammen mit einem Freund eine chemische Fabrik in Lindenau, wo er sich auch ein Haus baute. Seine beiden Söhne studierten ebenfalls Chemie.
Alexis Finkelstein (1877 – 1940), der ältere, lebte einige Zeit in Schweden, wo er den späteren Nobelpreisträger Svante Arrhenius kennenlernte, dessen Werke er ins Deutsche übertrug. Er wanderte 1933 nach England aus.
Hans Finkelstein (1885 – 1938), der jüngere, arbeitete als Forschungsabteilungsleiter der Firma „Chemische Fabriken vormals Weiler ter Meer“ in Uerdingen am Niederrhein, die später zur IG Farben gehörte. Sein Name ist bekannt durch die nach ihm benannte Finkelsteinreaktion. Als er 1938 wegen seiner jüdischen Abstammung von seiner Stellung im Unternehmen zurücktreten musste, schied er aus dem Leben um seine Familie zu schützen. Sein Bruder Alexis wurde in England interniert und kam als „enemy alien“ 1940 beim Untergang der Arandora Star ums Leben.

Josef Finkelstein (1846 – 1935), der jüngste von Osias Söhnen, baute sich in Leipzig ein Rauchwarengeschäft auf. 1912 ließ er sich ein Haus im Poetenweg bauen, das auf seine Frau Laura (1866 – 1939) eingetragen war. Seine 1881 geborene Tochter Martha war seit 1901 mit dem Verlagsbuchhändler Leo Jolowicz (1868 – 1940) verheiratet. Sie konnte 1941 noch zu den Kindern in Kuba und New York auswandern, nachdem ihr Mann, der sein Lebenswerk zerstört sah, 1940 gestorben war. Ihre Brüder Anton (1883 – 1964) und Otto Max (1887 – 1973) kämpften beide im Ersten Weltkrieg. Otto Max, der jüngere, wurde verwundet. Das Geschäft seines Vaters führte er bis zur Liquidation 1938. Er emigrierte nach England.
Sein älterer Bruder Anton war Jurist geworden. Er war seit 1920 Mitglied der SPD, verlor nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten seine Zulassung als Notar und 1938 als Rechtsanwalt. Seine Frau war mit den beiden Kindern nach Brasilien ausgewandert, aber ihn hielt man zurück. Er musste Zwangsarbeit leisten und erlitt eine schwere Depression. Mit Hilfe eines ehemaligen Genossen konnte er nach Bolivien fliehen. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Geigenlehrer. In Bolivien beteiligte er sich an der Initiative das andere Deutschland. Er ist einer der wenigen aus der Familie Finkelstein, die nach Deutschland zurückgekehrt sind.

Die Nachkommen von Hans Finkelstein leben in Deutschland. Sein Sohn Berthold gründete 1959 das Gustav-Stresemann-Institut.
Die Nachkommen von Martha und Leo Jolowicz blieben in den USA. Sie gründeten dort neue Firmen.
Zwei der in Leipzig geborenen Enkel wurden hochanerkannte Professoren an amerkanischen Universitäten. Die Nachkommen von Alexis Finkelstein leben in Norwegen und Deutschland.

Heinrich Heine, In der Fremde III
Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.
Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch
(Man glaubt es kaum
Wie gut es klang) das Wort: „Ich liebe dich!“
Es war ein Traum.


Meine Familiengeschichte und ihre Aufbereitung für die Nachfahren
Referent Herr Dithmar Sachse, LGG e.V., 10.11.2021 in der Stadtbibliothek Leipzig

Dithmar Sachse, Mitglied der Leipziger Genealogischen Gesellschaft, erzählte von seiner schon seit den frühen 80erJahren betriebenen Familienforschung. Alles begann wohl mit einem Zettel auf dem Küchentisch, den seine Mutter für ihren Sohn geschrieben hatte. „Wenn Du wissen willst, wer Dein Großvater war, dann musst Du in der Schweiz suchen“.

Das reizt natürlich und D. Sachse begann somit vor fast 40 Jahren eine erste Reise auf den Spuren seiner Ahnen. Und tatsächlich, in der Schweiz fand er Unterstützung einer Frau namens Zwicky, deren Vater Ahnenforscher war und der in der gleichen Familie forschte. Dithmar’s Großvater war der Bruder eines Forschers, welcher schon ein Buch über die Zwicky veröffentlichte. Und um es zu verraten: Der damals junge Schweizer weilte zum Besuch der Messe in Leipzig und schwängerte eine Leipzigerin, die Großmutter von Dithmar Sachse. In diesem Falle war also viel Glück bei der Recherche nach den Ahnen im Spiel.

Dithmar Sachse berichtete ansonsten von den Mühen, Licht in die Familiengeschichten zu bringen und schlüssige Ahnenlisten zu erstellen. Hartnäckiges Nachfragen in der Verwandtschaft und bei Bekannten, „hausieren gehen“, intensive Suche nach Dokumenten, Urkunden, Briefen Tagebücher und Familienerinnerungen und deren Aufarbeitung waren die Basis seiner Arbeit.

Der Referent gab zudem einige Tipps, wie man alte Fotos und Fotoplatten ansehbarer macht oder Gruppenfotos personalisiert. Beeindruckend sind die digitale Erfassung, Bearbeitung und Systematisierung aller Daten, Dokumente und Fotos des Forschers. Für die digitale Verwaltung aller Daten entwickelte Herr Sachse ein eigenes Ahnenprogramm, das ausschließlich auf MSword und MSexcel basiert. Es lässt jegliche Verknüpfungen und grafische Darstellungen zu und reicht von dem gesamten Stammbaum bis zu individuellen Lebensläufen und diversen Personenverzeichnissen. Für Verwandte und Interessierte hat er bereits mehrere Bücher über seine Familiengeschichte verfasst.

Text: Ingrid Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.      Fotos: Kurt Hans-Joachim Tittel, LGG e.V.


Familienfotos und ihre Einbindung in die Familiengeschichte

Referentin Frau Martina Wermes, LGG e.V., 13.10.2021 in der Stadtbibliothek Leipzig

Die Anfänge der Fotografie liegen im 18. Jh. Mit der Entdeckung der Lichtempfindlichkeit von Silbernitrat und Silberchlorid.
1798 führten die Gebrüder Claude und Joseph N. Niepce erste Experimente zur Fixierung der in der cameraa obscura (bereits seit Aristoteles
4. Jh. v. Chr. bekannt) erzeugten Bilder durch. 1816 fertigte Joseph N. Niepce die erste Papierfotografie mit einer selbstgebauten Kamera an und 1826 gelang ihm die erste haltbare Abbildung auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte (Direktpositivbild). 1835 entdeckt William Henry Fox Talbot das Negativ-Verfahren und 1837 folgt Daguerre mit der Entdeckung der Kochsalzlösung als Mittel der Fixierung von Bildern. 1839 gab die Französische Akademie der Wissenschaften das Daguerrotypie-Verfahren zur Nutzung durch Andere frei und damit began der Siegeszug der Fotografie rund um die Welt. Es dauert noch bis ca. 1870, dann kam die eigentliche Amateurfotografie in die Gänge. Das erste Foto in einer deutschen Zeitung erschien 1883 in der Leipziger Illustrierten Zeitung von Georg Meisenbach.(vgl. Geschichte und Entwicklung der Fotografie). Unsere frühesten Fotografien, die wir bei unseren Vorfahren entdecken können, stammen also aus der Zeit vom Ende des 19. Jh.. Oft finden wir ein unbekanntes Foto in den Familienpapieren und beginnen dann mit der Suche nach der Familiengeschichte, die sich dahinter verbirgt.
Folgende Methodik könnte dabei zur Anwendung kommen:
1. Befragung älterer Verwandter, auch weitläufiger Verwandter, die in der Nachbarschaft wohnten oder noch wohnen,
2. Zeitpunkt der Aufnahme analysieren (Kleidung, Frisuren, Orden und Ehrenzeichen, Hintergrundinformationen, wie z. B. Beflaggung, Beschriftung an Häusern, Fotograf und Fotoatelier),
3. genauer Steckbrief von Verwandten hilft bei der Identifizierung auf Fotos: Größe, Statur, Haarfarbe, Bartwuchs, Augenfarbe, Beruf, Raucher, Urlaubsziele (eventuell auch alte Postkarten mit einbeziehen),
4. alle verfügbaren genealogischen Daten heranziehen: Kinderzahl, Altersangaben, Ereignisorte für Taufen, Trauungen oder Sterbefälle, Berufe,
5. Aufnahmeort bestimmen: Haus mit Hausnummer identifizieren, Straßenschild erkennbar?, Berg?, eventuell heutigen Ortschronisten befragen, wo die Aufnahme entstanden sein könnte,
6. „Ein Foto sagt mehr als tausen Worte“- Visualisierung von unbekannten Personen, dann sehr starke Identifizierung mit dieser Person möglich, Erkennen von Ähnlichkeiten über die Jahrhunderte hinweg möglich. Außerdem ist eine Visualisierung von Lebensumständen, von sozialen Rängen, von Familienzusammenhalt gegeben,
7. Familienähnlichkeiten- Versuch einer Bilderahnentafel lohnt sich! Nebeneinanderstellen von Fotos aus verschiedenen Zeitepochen zeigt die Entwicklung unserer Ahnen auf, nach dem Motto „von der Wiege bis zur Bahre“…
8. Stammbaum, mit Fotos untersetzt, eignet sich als Geschenkidee- aber Achtung! Alteltern unten im Stamm, jüngsten oben.

Zur Archivierung von Fotos ist auch Einiges festzustellen.
Auf jeden Fall sollten alle Fotos mit Bleistift rückseitig beschriftet sein (Ort, Datum der Aufnahme, Fotograf, abgebildete Personen mit Vor- und Zuname), denn für die Nachwelt sind unbeschriftete Fotos fast wertlos. Als Verpackung eignen sich Pergaminhüllen, die zu 100% aus Zellstoff hergestellt und gepuffert sind (im Fachhandel erhältlich) oder als Minimalvariante weisses Papier nach DIN ISO 9706. Auf keinen Fall sollten Klebezettel, Büroklammern, Klebebänder, Leim, Klarsichthüllen oder Kugelschreiberbeschriftungen mit Fotos in Berührung kommen.Beim Anfassen von alten Fotos sollte man Baumwollhandschuhe tragen, da sonst Fingerabdrücke auf den Fotos entstehen können.
Die Lagerung sollte möglichst stehend, bei einer Luftfeuchtigkeit um 35% (ab 60% entstehen Schimmel- oder Stockflecken) erfolgen, die Einwirkung von Sonnenlicht ist zu vermeiden (aufhängen von Fotos in Bilderrrahmen geht gar nicht, möglichst nur Kopien nehmen)…feucht gewordene Fotos niemals abdecken, sondern nur um Trocknen aufhängen. Achtung! Alte Nitronegative vor 1945 müssen kühl (Kühlschrank) und dunkel gelagert werden, sie können sich bei Zimmertemperatur selbst entzünden.

Beim Umgang mit Fotoalben gilt es, das Original zu erhalten, damit der Entstehungszusammenhang gewahrt bleibt. Man kann hier einzelne Seiten scannen, dann davon Einzelbilder erstellen und bearbeiten, und diese dann in seine Familiengeschichte oder in sein Genealogie-Programm einbauen. Falls die Fotos rausnehmbar sind, sollten auch die Rückseiten mit eingescannt werden, um etwaige Informationen zu sichern, Für die Verarbeitung der Fotoinformationen gibt es entsprechende Hilfsprogramme. Im Vortrag wurden die Hilfsprogramme Photoident von Marco Fischer (36 EUR), GIMP als Freeware, Kikeou mit Zusatzprogramm GenHisto (99 EUR) ind Quickident (Freeware) vorgestellt.

Außerdem wurde kurz angetippt, wie man Fotos kolorieren kann (z. B. mit GIMP, ColouriseSG oder Algorithmia) oder wie man neuerdings auch Fotos animieren kann (z. B. bei My Heritage). Die Hefte 1 und 2/2019 d. Zeitschrift Computergenealogie halten ensprechende Tipps bereit. Die Digitalisierung von Fotos ist heute allgemein üblich. Dabei können auch Schäden (Kratzer, Risse, Flecken oder Knicke, Verblassungen) retuschiert, gemindert oder beseitigt werden. Siehe auch Alte Fotos bearbeiten und Alte Fotos retuschieren. Gespeichert werden Fotos im tiff oder jpg/jpeg-Format. Letzteres speichert aber mit (geringen aber einstellbaren) Qualitätsverlusten.

Ein Wort noch zum Urheberrechtsschutz: Allgemein gilt ein Werk 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers als gemeinfrei. Bei Lichtbildern werden diese jedoch, da sie nicht als künstlerisches Werk bezeichnet werden, schon nach 50 Jahren nach Herstellung oder Veröffentlichung gemeinfrei. Beachten ist in jedem Fall den Persönlichkeitsschutz der abgebildeten Personen. Entweder keine lebenden Personen aufzeigen oder dies nur mit deren Einverständnis.
Zur Sicherung der Fotos ist die Anlegung einer externen Festplatte nur für diese Fotos sinnvoll. Die Ordnung d. Fotos könnte nach der kekuléschen Ahnenziffer oder alphabetisch nach Namen und Vornamen erfolgen.
Die Meta-Daten dazu wären: Dateiname, Aufnahmedatum, Aufnahmeort, Fotograf, Anlass, abgebildete Personen, wer trug zur Identifizierung bei, Besitzer des Originals oder des Scans, Trägermaterial, s/w oder coloriert, Größe des Fotos, negativ oder positiv, Abzug oder Original.
Für die Feststellung des Fotografen gibt es ein Hilfsmittel unter Compgen/genwiki.
Eine Fotostudio-Datenbank, geordnet nach Namen, nach Orten u. Fotostudiosammlungen. Dort sind z. B. für Leipzig bereits 37 Fotostudios mit Standort und Fotobeispielen nachgewiesen. Auch das Allgemeine Adress Handbuch ausübender Photographen ab 1860ff. kann Hilfestellung geben.
Zum Abschluss des Vortrages wurde auf die Attraktivität von Fotos für das nächste Familientreffen hingewiesen.                                                                                                                          Text: Martina Wermes, LGG e.V.   Foto: Kurt Hans-Joachim Tittel, LGG e.V.


Der Verein Pleißenländische Familie und Geschichte e.V. stellt sich vor
– Wie ich zur Familiengeschichtsforschung kam –
Referentin Frau Maria Hochberg, 8.9.2021 in der Stadtbibliothek Leipzig

Als Lokaljournalistin habe ich die Möglichkeit, lokal- und regionalhistorische sowie familiengeschichtliche Themen mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen. Das Feedback der Leser zeigt mir immer wieder, wie groß das Interesse der Menschen aller Altersgruppen daran ist. Gleichzeitig nutze ich die Gelegenheit, um mich auch beruflich meiner Leidenschaft weiter widmen zu können – mein Herz gehört nun einmal der historischen Forschung.
Ich habe in Erfurt und Jena Geschichte, Religions- und Sprachwissenschaft studiert und habe einen Bachelor- sowie einen Masterabschluss auf diesem Gebiet. Die Liebe zur Historie habe ich schon als Kind durch meinen Großvater entdeckt. Er hat mir gezeigt, welch spannende Geschichten uns die Quellen zu erzählen haben. Mit Vorliebe habe ich in alten Fotoalben und Briefen gestöbert. Genealogie und Familiengeschichte offenbaren immer auch Aspekte und Forschungsanregungen zur Lokal-, Regional-, Alltags-, Sozial-, Kultur- und Wissensgeschichte.
Die Arbeit mit den historischen Quellen hatte auch während meines Studiums oberste Priorität. Gleichzeitig wollte ich nicht die Geschichte der großen Männer erzählen. Zwar legt diese die Rahmenbedingungen fest, doch ich wollte die Lebenswirklichkeit der kleinen, normalen Menschen abbilden, die so unterschiedlich und vielfältig sein konnte.


Unter dem Motto „Auf den Spuren vergangener Lebenswelten“ beschäftigt sich unser Verein Pleißenländische Familie und Geschichte e.V. mit der Erforschung der Geschichte und der Familien des Pleißenlandes, einschließlich aller Vorfahren, Nachfahren und angeheirateter Personen.
Das Pleißenland ist eine historische Landschaft, die heute das Gebiet Westsachsens und Ostthüringens umfasst. Benannt ist die Region nach dem Fluss Pleiße, der das Territorium durchkreuzt. Durch die zeitweise Zugehörigkeit der Region zum ernestinischen Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg dehnt sich das Forschungsgebiet bis nach Westthüringen und in den Thüringer Wald aus.
Der Vereinssitz ist in Gotha, doch wir haben auch Mitglieder im Gebiet der thüringisch-sächsischen Grenze. Bereits 2010 gegründet, sind der Verein und seine Arbeit viele Jahre unsichtbar geblieben. Doch seit einiger Zeit bemühen wir uns um mehr Sichtbarkeit, Öffentlichkeitswirksamkeit und Austausch. Mittlerweile ist die erste Ausgabe unserer Vereinsmitteilungen sowie ein Sonderheft erschienen. Auch die Teilnahme am 71. Deutschen Genealogentag in Gotha hat uns zu mehr Sichtbarkeit verholfen und unzählige neue Kontakte aufgetan.
Wir sind Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Thüringen und haben Kooperationen mit verschiedenen regionalen Arbeitsgruppen, deren Mitglieder uns bei der Aufarbeitung, Transkription und Digitalisierung von Quellen unterstützen. Dazu gehören unter anderem die „Arbeitsgruppe Ortschronik“ Kohren-Sahlis, die „Arbeitsgemeinschaft Altdeutsche Schriften“ Kohren-Sahlis und der Verein Spurensuche Altmörbitz e.V.
Das Logo unseres Vereins zeigt eine Zeichnung des Wohnhauses der Familie Welker aus Altmörbitz. Es repräsentiert den Verein in dreifacher Hinsicht. Erstens, stammt die Zeichnung aus dem Quellenbestand unseres Vereins. Zweitens wurde sie von Kurt Welker gezeichnet. Aufgrund des beachtlichen Quellenbestands zur Geschichte der Familie Welker, macht deren Erforschung einen großen Teil unserer Arbeit aus. Drittens, repräsentiert das abgebildete Haus in seiner Bauweise das typische Altenburger Umgebindehaus im thüringisch-sächsischen Grenzgebiet, das ebenfalls zu unseren Forschungsschwerpunkten gehört.        Text: Maria Hochberg     Bilder: Flyer des Vereins


Online-Vortrag : Die Wildenhains – Bauern im Altenburger Land und ihre Güter

Referent : Erhard Wildenhain, LGG e.V. am 12.5.2021

Infolge der im Jahr 2020 ausgebrochenen und noch heute herrschenden COVID-19-Pandemie veranstaltete unser Verein auch diese Versammlung online über die Konferenzplattform BigBlueButton.

Erhard Wildenhain, Mitglied der LGG, stellte seine Forschungsergebnisse zur Linie der Wildenhains vor, die im Altenburger Land – in Langenleuba-Niederhain, dann in Zschernichen und Nirkendorf Bauerngüter besaßen.
Früheste Hinweise fand er in Steuerregistern von Anfang des 16. Jahrhundert. Für seine Recherchen sichtete er vor allem Steuer- und Finanzunterlagen, Gerichts- und Hypothekenbücher und Kirchenbücher. Unterlagen und Fotos der Familie halfen die Ahnenliste, die Besitzerfolge der Güter sowie eine Familienchronik der Wildenhains zu schreiben.Die Höfe der Familie in Langenleuba-Niederhain und Nirkendorf existieren noch heute und sind zum Teil restauriert.
Erhard Wildenhain dokumentierte seine Familiengeschichte mit einer Stammtafel, Fotos der Dörfer und Höfe und Steuerurkunden.
Foto: Das Gut in Nirkendorf 2007 aus dem Vortrag Erh.Wildenhain 05-2021.                      Text: Ingrid Hofmann, Schriftführerin LGG e.V.


Online-Vortrag: Kurioses aus der Genealogie

Referent Herr Heiko Hungerige, Bochum am 28.04.2021

Infolge der im Jahr 2020 ausgebrochenen und noch heute herrschenden COVID-19-Pandemie veranstaltete unser Verein diese Versammlung online über die Konferenzplattform BigBlueButton. Mit diesem Online-Meeting trat nun auch die LGG ein in die moderne digitale Form der kollektiven Besprechungen.

Bereits mehrere Wochen zuvor erforschten Mitglieder unseres Vereinsvorstandes einige Angebote aus der breiten aktuellen Palette der Videokonferenzsysteme. Probiert wurden MS Teams, Zoom, Goggle Meet, Jitsi Meet und BigBlueButton.
Alle – außer BigBlueButton – senden die persönlichen und anderen Daten während einer Konferenz zu Serverstationen in den USA bzw. nach GB, die dort verarbeitet und wieder nach D zu den Anwendern geschickt werden. Der Datenschutz nach DSGVO ist somit nicht gegeben. Zudem muss man als Teilnehmer/Gast Software vom Anbieter bzw. aus dem Google Play Store installieren oder extra ein Google-Konto registrieren/eröffnen. Diese unschönen Nebenwirkungen wollten wir unseren Vereinsmitgliedern keinesfalls zumuten.

Deshalb entschieden wir uns für die Videokonferenzplattform BigBlueButton. Sie ist datenschutzkonform, weil sie auf, in Deutschland stehenden, Servern installiert ist und die Daten der Konferenz Deutschland (bzw. die EU) nicht verlassen.
Die Betreiber dieser Server unterliegen den strengen Regeln der Datenschutzgrundverordnung von 2018. Auch müssen hier weder Veranstalter noch Teilnehmer/Gäste eines Online-Meetings irgendeine Zusatzsoftware installieren. Einige Ministerien haben die Plattform BigBlueButton als datenschutzkonform bestätigt, weshalb diese oftmals im Schul- und Hochschulbereich eingesetzt wird.

Am 28. April 2021 startete also unser erstes Online-Meeting, bei dem Vereinsmitglied Kurt Hans-Joachim Tittel die Moderatorfunktion übernahm.
Hier sollen nun einige Einblicke in den sehr interessanten Vortrag unseres Referenten gewährt werden.

Beginnend mit einer Nachfahrentafel (um 1556) von Adam und Eva erfuhren wir, dass unser Stammbaum als „Baum des Lebens“ eigentlich bereits vor 3,8 Mrd. Jahren begann mit dem „Urvorfahr“ L.U.C.A. (Last Universal Common Ancestor), der bereits eine Zellstruktur mit DNA, RNA und Ribosomen besaß. Alle folgenden Lebewesen besitzen Anteile seines Genoms.
Der Stammbaum der berühmten Königin Kleopatra VII von Ägypten (Geliebte von Cäsar und Marcus Antonius) zeigte beeindruckend, was Implex in der Genealogie bedeutet : 49 Ahnen in 10 Generationen besetzen 1630 Ahnenpositionen.
Geschwisterehen führten oft zu Totgeburten, Verwandtenehen zu Missbildungen wie z.B. der „Habsburger Lippe“.

Auch Kirchenbücher zeigen manchmal seltsam anmutende Eintragungen.

Hier erkennt man die sich ändernde Namensschreibung eines Herrn Sonnenschein, der nach 30 Jahren letztendlich als Kortebusch eingetragen wurde.
Auch die früher beliebte „Wiederverwendung“ von Taufnamen innerhalb einer Familie führt oft zu Stirnrunzeln.

In einem Totenbuch von 1737 ist vermerkt „Es war merckwürdig, daß das Kind etwa einen oder zwey Tage vor seiner Krankheit gesagt hat, ich werde sterben und ich will im Himmel.“.

In einem Sterbefall „einer Hexe“ im Jahr 1658 findet man :
„… wegen der Zauberey enthauptet und verbrandt.“

Den Opfern der Hexenverfolgung in Leipzig gedenkt die Stadt seit 2020 mit einer Erinnerungstafel am Alten Rathaus (siehe Websitelink unten).

Es gibt aber auch Beispiele in Kirchenbüchern, in denen der Schreiber „sich im Ton vergriffen“ oder Hände gezeichnet oder Geburtseinträge kopfstehend hinterlassen hat.

Erläutert wurden auch genealogische Quellen wie Pocken-Impflisten des 19. Jahrhundert und die zwangsverordnete Annahme von Zusatznamen im sogenannten Dritten Reich mit Annahme- und Widerruf-Stempel.

Mit einigen bebilderten „genealogischen Rekorden“ schloss der Referent seinen hochinteressanten Vortrag.

So sind z.B. auf diesem Bild sieben gleichzeitig lebende Generationen einer Familie zu sehen.

Alle Bilder, außer das der Leipziger Gedenktafel, stammen aus dem Vortragsdokument des Referenten, welches er zum Anschauen und Abspeichern hier veröffentlich hat.
Die genealogische Visitenkarte des Referenten ist hier.

Die Aufarbeitung der Hexenverfolgung in Leipzig ist hier.

DNA-Genealogie: Eine Einführung
Referentin Frau Martina Wermes, 14.10.2020 in der Stadtbibliothek Leipzig

Infolge der im Jahr 2020 ausgebrochenen COVID-19-Pandemie durch das Virus SARS-CoV-2 wurde der Vereinsabend unter der verordneten Bedingung „Mindestabstand, Nase-Mund-Maske, Luftwechsel, Teilnehmerliste“ durchgeführt.
Zunächst mussten die gedanklichen Grundlagen in Form von Begriffs-Definitionen vorgestellt werden.
DNA (Desoxyribonucleic acid)-Genealogie: Mittels Speichelprobe wird ca. 1 % des Erbgutes isoliert, entschlüsselt und auf individuelle Merkmale untersucht. Erst durch die Entdeckung der Doppelhelix, d. h. der DNA als Träger des menschlichen Erbgutes 1953 und die Entschlüsselung der Sequenzen des menschlichen Genoms 2003 wurde die Basis für DNA-Tests gelegt. Mit den DNA-Tests werden keine Stammbäume oder Ahnenlisten generiert, sondern diese ergänzen unsere quellenbasierte Forschung duch die Analyse und Auswertung der DNA.
Erläutert wurden anschließend die Begriffe Genome, Autosome, Mitochondrien, Haplogruppe, Gonosome, SNPs (single nucleotide polymorphism), Centimorgans (cM), Matche und Matching, atDNA, yDNA und mt DNA (siehe auch: Portal DNA-Genealogie)
Anschließend wurde an Beispielen die Herkunfts- oder Ethnizitätsanalyse mittels atDNA erläutert.
Gemeinsamkeiten im Erbgut der Menschen in den verschiedenen Regionen der Welt werden zu regionaltypischen DNA zusammengefasst. Dabei können einerseits mittels archäologischer DNA-Funde Bezüge zu historischen Bevölkerungsgruppen bis zum Neranderthaler hergestellt oder andererseits mit heutigen DNA-Proben die regionale Herkunftsgebiete der Vorfahren bestimmt werden. Dabei bilden die unterschiedlich großen Vergleichgruppen, die unterschiedlichen Berechnungsverfahren sowie die Einbeziehung unterschiedlichster Zeitstufen die Ursachen für fehlerhafte, mehrdeutige und/oder unsinnigen Ergebnissen.
Für Probanden aus Mitteleuropa und insbesondere aus Deutschland werden häufige falsche Zuordnungen zu „England, Britische Inseln, Skandinavien“ ausgewiesen, da die Refenzdatenbanken zu wenige mitteleuropäische Testergebnisse vorweisen. Auch die Abstammung von sogenannten „Urvölkern“, von den Wikingern, den Kelten oder Basken ist auf Grund der vielfältigen Migrationsbewegungen wissenschaftlich schwerlich zu belegen und für die eigene Familienforschung nicht zielführend.
Die einzelnen Anbieter, wie 23andMe, AncestryDNA, FTDNA und IGENEA, LivingDNA und MyHerirageDNA wurden in ihrer Arbeitsweise analysiert und deren Vor- und Nachteile benannt (siehe auch www.isogg.org ).
Werden jedoch Herkunftsanalysen bis um 1750 durchgeführt, können sehr wohl neue Aspekte die eigene Genealogie voran bringen. Mit Verweis auf die Seite von Tanj Bals wurde der Mehrwert einer solchen Herkunftsanalyse aufgezeigt.

Die umfassensten und besten Erfolg für die DNA-Genealogie ergaben sich durch eine breite Analyse der SNPs. Heute sind bereits über 150 Millionen SNPs bekannt und die Wissenschaft geht von bis zu 300 Mill. SNPs aus. Beim Matching werden die autosomalen 22 Chromosomenpaare, die man zu je 50 % vom Vater und der Mutter vererbt bekommt, analysiert und auf gemeinsame DNA-Sequenzen mit anderen Testpersonen hin untersucht. Diese könnten die gleichen Mutationen auf ihren DNA-Sequenzen haben, wie die Vergleichsperson. Bis zur 6. Generation zurück können theoretisch gemeinsame DNA-Sequenzen vorhanden sein.
Man gibt an, dass von 1000 bis 2000 gemeinsamen SNPs eine gemeinsame Abstammung von einer Person wahrscheinlich ist. Zu beachten ist jedoch, dass von 3,4 Milliarden möglichen Positionen nur ca. 650.000 Positionen verglichen werden, nämlich die, bei denen die meisten Mutationen vermutet werden, das sind weniger als 1%.
Die möglichen identischen Sequenzen kann man auch in Centimorgan angeben, der Länge der DNA-Segmente. Je länger ein gemeinsames Segment, desto eher hat man gemeinsame Vorfahren. Cousins haben durchschnittlich 880 cM gemeinsame DNA, Cousins zweiten Grades mit gemeinsamen Urgroßeltern haben noch ca. 238 CM gemeinsame DNA. Mit Hilfe der Bettinger Tabellen kann man mit den Werten in cM den Grad der Verwandtschaft feststellen. Herr N. Bohrmann hat 2018 diese Tabellen in deutsche präsentiert. Zu beachten ist dabei jedoch, dass es Fakten gibt, die eine Fehlerquote begünstigen:
– Fehlmessungen wegen ungetesteter DNA-Abschnitte,
– Falsche Ergebnisse im unteren cM-Bereich,
– Falsche Herkunftsanalysen wegen ungenügender Datenmengen in den Datenbanken,
– Falsche Matche wegen Nichtunterscheidung von väterlichen und mütterlichen Chromosomen.

Anschließend wurden die Gefahren thematisiert, die sich mit den DNA-Tests für Genealogen ergeben können. In Deutschland gilt das Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG) von 2009.
Im § 4 wird das Benachteiligungsverbot benannt :
(1) Niemand darf wegen seiner oder der genetischen Eigenschaften einer genetisch verwandten Person, wegen der Vornahme oder Nichtvornahme einer genetischen Untersuchung oder Analyse bei sich oder einer genetisch verwandten Person oder wegen des Ergebnisses einer solchen Untersuchung oder Analyse benachteiligt werden.
Bei Abgabe eines DNA-Tests an eine private Firma sollte man sich also bewußt sein, dass folgende Tatsachen eintreten können :
– Entdeckung von Familiengeheimnissen bis ca. 1850 zurück,
– Entdeckung von Seitensprüngen, d. h. z. B. von Halbgeschwistern oder Kuckuckskindern,
– Entdeckung von adoptierten Personen,
– Weitergabe von Informationen an Pharmakonzerne oder Ermittlungsbehörden durch die Anbieter,
– Datenlecks und Missbrauch der Daten durch unbefugte Dritte.
In diesem Zusammenhang wurde auf die Verleihung des Bigbrother-Awards 2019 an die Firma Ancestry verwiesen, auf die Übernahme von 75% der Anteilen der Firma Ancestry von der US-Investment-Firma Blackstone für 4,7 Milliarden US-$ im August 2020 und den Hackerangriff 2020 auf den Server von Gedmatch eingegangen.

Dennoch bietet die DNA-Genealogie auch vielfältige Möglichkeiten, die jeder für sich selbst nutzen kann. Folgende Ziele können dabei ins Auge gefasst werden:
– Überwindung toter Punkte in der Genealogie bis ca. 1800,
– Bestätigung von vermuteten und Ausschluss von fehlerhaften Filiationen,
– Finden von Seitenverwandten in den Generationen,
– Kontakte zu Familienforschern weltweit, die an gleichen Abstammungen arbeiten (auch Namensträgerforschung).
Zum Abschluss wurde noch auf die sehr guten Weiterbildungsmöglichkeiten zu diesem sehr komplexen Thema durch die Webinare von Herrn N. Bohrmann auf der Seite des Vereins für Computergenealogie hingewiesen:

Martina Wermes


02-2019 : Webgenealogie heute und die Möglichkeiten im Netz

Vortrag Referent Herr Falco Trojahn, 13.02.2019 in der Stadtbibliothek Leipzig

Was ist ‚.:webgenealogie:.‘ ?
Kostenfreie Datenbank mit derzeitig rund 400.000 Personendatensätzen aus
– Aktuellen und historischen Ahnenlisten
– Steuerlisten
– Gerichtsbüchern
– Gerichtsbuchregistern
– Militärlisten
– Nachlässen
z.B. Nordwestsächsisches Bauernarchiv I und II

Nutzungsmöglichkeiten :
– Digitales Archiv für Ergebnisse der eigenen Familienforschung
– Reine genealogische Software zur Erfassung von Daten – ortsunabhängig
– Datensicherung eigener Forschungsergebnisse
– Recherche durch ca. 4400 angemeldete Nutzer, davon ca. 800 aktiv

Suchfunktionen :
– Allgemeine Suche
– Phonetische Suche
      Quellen ankreuzen
      Beispiele: Regina Ulich, Michael Lindner (Nickel)
– Erweiterte Suche -> eigene Suchfelder können ergänzt werden!

Eigene Ahnenliste veröffentlichen :
– lokal – auf Ihrem PC, mit Ihrem Genealogieprogr. Daten zusammenstellen und
– im Gedcom-Format exportieren/speichern
– Gedcom-Datei prüfen (z.B. mit Stammbaumdrucker)
– Gedcom Datei und Veröffentlich.genehmigung schicken

https://www.webgenealogie.de || https://wt.webgenealogie.de || http://webtrees.net || https://gsl.genealogiestammtisch.de || http://roglo.eu/roglo


01-2019 : Besuch der Kath. Probstei Kirche St. Trinitatis in Leipzig

Unser Jahresarbeitsplan führte uns am 16.01.2019 in die kath. Probstei St. Trinitatis in Leipzig.
Sie steht gegenüber dem Neuen Rathaus am Martin-Luther-Ring und erhielt den wohl passenderen Namen der unweit befindlichen Nonnenmühlgasse. Mit dem Neubau der dritten Leipziger Propsteikirche kehrt die Leipziger Propsteigemeinde nach 71 Jahren am 09.05.2015 wieder in die Innenstadt zurück.
Die erste Probsteikirche (1847-1954) wurde im II.Weltkrieg irreparabel zerstört und die Reste deshalb abgerissen.
In den folgenden Jahren hielt die Gemeinde ihre Gottesdienste in anderen Kirchen Leipzigs ab.
Die zweite Probstei (1982-2015) wurde am Rosental errichtet, die jedoch mit zunehmendem Alter an Bauschäden litt.
Ab 2008 wurde der 3. Bau einer Probsteikirche vorbereitet, die notwendige städtische Baufläche an die Gemeinde verkauft und 2009 der Kirchenbauförderverein gegründet. Mehr auf der Probstei-Website.
                                                                                                                      Fotos : Kurt Hans-Joachim Tittel (LGG)




11-2018: Die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) – allgemein und in Leipzig sowie neue Forschungsmöglichkeiten mit Hilfe der von ihnen geschaffenen Datenbank „familysearch“.

Referentin Frau Daniela Jacobi, am 14.11.2018 in der Stadtbibliothek Leipzig

Frau Jacobi von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Leipzig hatte sich bereit gefunden, uns aus berufenem Munde Rede und Antwort zur Geschichte der Mormonen in Leipzig und zu ihren Sammlungen in der ganzen Welt zu stehen.

Gegründet wurde die Leipziger Gemeinde 1891.
Erste Mitglieder sind in Leipzig schon 1856 nachweisbar, jedoch bildeten sie noch keine eigene Gemeinde. 1922 waren bereits so viele Mitglieder vorhanden, dass eine zweite Gemeinde gegründet wurde und die Gottesdienste versetzt durchgeführet wurden. Auch in Halle an der Saale, Mittweida und Dresden gründeten sich eigenständige Gemeinden. In der NS-Zeit waren die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) nicht verfolgt worden, jedoch fehlten mehr und mehr Mitglieder wegen ihres Kriegseinsatzes, so dass nun wieder eine Gemeinde gebildet wurde. 1945 waren immer noch 260 Mitglieder hier registriert.
Standorte der Gemeindezusammenkünfte waren erst in der Moritzstrasse, der heutigen Rosa-Luxemburg-Strasse, dann nach einem Bombentreffer 1943 in der Josefstrasse, der Tauchaer Strasse und ab 1949 in der Prellerstrasse 1, später dann in der Humboldtstrasse 15 bei Eberhard Werner. Ab 1953 war fand man seine Heimat in der Ernst-Thälmann-Strasse 74 (dem bis 1984 betriebenen Kino der Jugend).
Ab 1984 erwarb man das Grundstück in der Oeserstrasse 39 und baute dort eine neue Kirche auf. Im Mai 1986 fand die feierliche Einweihung des neuen Pfahls in Leipzig statt und nach einer Rekonstruktion 2017 ist nun die Kirche wieder für jeden Interessierten zugänglich.

Die Familie spielt eine besonders schützenswerte Rolle in den religiösen Vorstellungen der Mormonen. Die Ehe wird von ihnen für ewig geschlossen und auch die Familienmitglieder können für ewig zusammen sein, wenn sie die heilige Taufe im Tempel erhalten haben. Alle bereits verstorbenen Familienmitglieder zählen ebenfalls zur Familie und können, wenn man sie als Ahnen festgestellt hat, noch nachträglich getauft (vgl. Neues Testament, Korinther) und damit an die Familie gesiegelt werden, womit der ewige Bund mit ihnen geschlossen wird.

Um diesen ewigen Bund zu erreichen, forschen die Mormonen schon immer nach ihren Vorfahren und haben dafür eine der größten Datenbanken der Welt für Genealogie in Salt Lake City aufgebaut. Drei Milliarden Personendaten zu Personen aus der ganzen Welt werden hier vorgehalten und über ihre Web-Seite auch allen Menschen kostenfrei zur Verfügung gestellt
(siehe: https://www.familysearch.org/de/).
In den heute weltweit vorhandenen ca. 5000 Centern für Familien-forschung, allein in Deutschland sind es 100, kann man die mikro-verfilmten Kirchenbücher digital einsehen. Dies ist meist bei solchen Unterlagen notwendig, die wegen Verträgen mit den verwah-renden Archiven nicht direkt online zur Verfügung ins Netz gestellt werden können (Kamera-Signet mit darüberliegendem Schlüssel). Zahlreiche digitalisierte Kirchenbücher sind aber kostenlos online direkt von zu Hause aus einsehbar, wenn man sich formal ein Nutzerkonto angelegt und sich angemeldet hat. Eine Anleitung für die Suche nach Personen und Orten bzw. Kirchenbüchern bietet ein eigenes Wiki.
Fragen zum Datenschutz wurden mit dem Hinweis auf einen „user generated content“ beantwortet, d. h. Jeder ist selbst für seine zur Verfügung gestellten Inhalte verantwortlich. Sehr interessant war außerdem, dass in der Oeserstrasse im Rahmen einer „fair use policy“ auch für Nichtmitglieder der Kirche ein freier Zugang zu den ancestry und myhertitage-Datenbanken genutzt werden kann.
Die Frage nach Fehlern in den Datenbanken beantwortete Frau Jacobi mit dem Verweis auf den Support, den man per Mail oder kostenlos per Telefon auch deutschsprachig errreichen kann. Anhand des Kriegstagebuches ihres Großvaters erläuterte sie dann abschließend, wie sie die Spuren bei der Vorfahrensuche gefunden hat und damit ihr Interesse an der eigenen Familiengeschichte gewachsen ist.                 M. Wermes

 


01-2018: Die Geschichte des Grundbuchwesens in Sachsen und Grundbücher als Quelle für den Familienforscher

Referent Herr Goder, am 09.01.2018 im Grundbuchamt Leipzig, Schongauerstr. 5, 04329 Leipzig

Kennenlernen der Geschichte des Grundbuches als Quelle für den Familienforscher
(vgl. auch https://www.justiz.sachsen.de/agl/download/geschichte.pdf )
– ab 1135 Kölner Schreinskarten,- bücher und -akten: erste Urkundensammlung über Verträge zu Grundstücken in chronologischer Abfolge,
– 1357 erste Realfolien in Danzig: Ordnung der Grundstücke nach Gassen und dort in rechte und linke Seiten,
– ab 1484 Realfolium in München aus dem Hacher Viertel: zu jedem Grundstück wurde ein eigenes Grundbuchblatt angelegt, das vor allem die „Ewiggelder“ (eine Form der Rentenschuld), Leibgedinge und persönliche Kredite nachwies und damit alle das Grundstück betreffenden Rechtsgeschäfte kompakt belegte (entspricht der heutigen Form der Grundbücher),
– 1664 Erbbuchordnung in Preussen: erstmals Dreiteilung der Grundbücher mit Haupt-, Veränderungs- und Löschspalten und Durchsetzung dieser Form bis ca. 1750, Belastung des Grundstücks oder Eigentumserwerb nunmehr nur noch mit Auflassung und Eintragung ins Grundbuch möglich,
– 18. Jh. Herausbildung des Hypothekenbuches als Ersatz- bzw. Zweitbuch neben dem Grundbuch, in dreispaltiger Form mit Angaben zum Grundstück, zum Besitzer und zum Pfandrecht,
– 06.11.1843 Einführung des Grund- und Hypothekenbuches als Realfolium in Verbindung mit der Katastervermessung in Sachsen in chronologischer Buchführung und mit Bezug zur Gemarkung, zur Flur und zum Flurstück,
– 24.03.1897 Reichseinheitliche Grundbuchordnung mit dem Ziel, sämtliche Grundstücke auf der Grundlage des Katasters zu erfassen, die Eigentumsverhältnisse genau abzubilden und die Beweislegung für alle dinglichen Belastungen zu garantieren. Riesige Aufgabe, die teilweise erst 1910 (z. B. in Bayern) abgeschlossen war. Genaue Ausführungsbestimmungen zum Führen der Grundbücher legten die einzelnen Länder fest.
– 05.08.1935 Neufassung der Grundbuchordnung, um einheitlich im gesamten Deutschen Reich das preußische System durchzusetzen. Dieses trennt zwischen Haupt-, Veränderungs- und Löschungsspalten in den Abteilungen II und III mit Verweisen auf die Haupteintragung. Den Ländern stand damit keine Gesetzgebungshoheit im Grundbuchwesen mehr zu.
– 23.01.1941 Verordnung über die Einführung des Reichskatasters als amtliches Verzeichnis aller Grundstücke
– ab 1961 in der BRD Führung der Grundbücher in der Loseblattform
– ab 3.10.1990 auch auf dem Gebiet der neuen Bundeländer- Einführung der Loseblattform
– 01.07.1991 die Grundbuchführung wurde den Kreis- bzw. Amtsgerichten/ Grundbuchämtern zugewiesen,
– seit 1993 Arbeit am elektronischen Grundbuch, Einführung in Leipzig 2015. Alle Vorgänge werden digitalisiert abgelegt und in das Elektron. Grundbuch übertragen. Die Papierform wurde abgeschafft. Dabei ist das Elektronische Grundbuch mit dem automatisierten Liegenschaftskataster verbunden.

Leipzig:
Die Stadt Leipzig hat 42 Grundbuchbezirke und 42 Gemarkungen, dazu gehören noch 67 Fluren
(siehe: https://www.justiz.sachsen.de/agl/download/Bezirke.pdf).
Der Landkreis Leipzig hat 47 Grundbuchbezirke und 110 Gemarkungen. Die Altakten des Grundbuchamtes stammen aus der Zeit um 1800.
Es gibt noch eine alte Eigentümerkartei.
Nach § 12 Abs. 1 Satz 1 der Grundbuchordnung (GBO) ist die Einsicht in das Grundbuches jedem gestattet, der ein berechtigtes Interesse darlegt. Für eine Einsichtnahme zu wissenschaftlichen Zwecken, die mit einer entsprechenden Bestätigung nachgewiesen sein muss, sollte man die Gemarkung und das Flurstück oder die Blattnummer wissen.
 


03-2017 : Besuch des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig

Unserem Jahresarbeitsplan 2017 folgend, besuchten wir am 08.03.2017 das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.
Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) ist das oberste Gericht der BRD in öffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nicht verfassungsrechtlicher Art und neben dem Bundesarbeitsgericht, Bundesgerichtshof, Bundesfinanzhof und Bundessozialgericht einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes. Es hat seinen Sitz seit 12.09.2002 im Gebäude des ehemaligen Reichsgerichts nahe dem Neuen Rathaus in Leipzig.

Errichtet wurde dieser imposante Gebäudekomplex als Reichsgerichtsgebäude in siebenjähriger Bauzeit zwischen 1888 und 1895 von Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad. Der Bau knüpft an die italienische Spätrenaissance (und damit an die römische Antike) sowie an Bauten des französischen Barock an. Das Reichsgerichtsgebäude ähnelt dem Reichstagsgebäude, die Bauten sind zur gleichen Zeit errichtet worden. Auf dem Gebäude thront eine hohe Kuppel, die mit der Skulptur Die Wahrheit verziert ist.

Nach dem Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933 in Berlin begann in Leipzig am dortigen Reichsgericht ab dem 21.09.1933 der sogenannte Reichstagsbrandprozess. Einer der Hauptangeklagten war der bulgarische Kommunist Georgi Dimitroff. Er war im deutschem Strafrecht gut vorbereitet und rhetorisch gewandt. Somit konnte er in dem Schauprozess den Nationalsozialisten eine empfindliche Niederlage beizufügen. Dimitroff sowie zwei weitere bulgarische Mitangeklagte wurden freigesprochen. 

1950 wurden von der Stadt Leipzig und der sächsischen Landesregierung beschlossen, das seit 1945 funktionslose Gebäude des ehemaligen Reichsgerichts als Museum zu Ehren Dimitroffs und als Kulturhaus einzurichten. Das Georgi-Dimitroff-Museum in Leipzig war das größte, einer einzelnen Person gewidmete, Museum in der DDR.                                                      Textquelle: Wikipedia,    Fotos : Kurt Hans-Joachim Tittel (LGG)




09-2015: Zeitungen als Quelle für den Familienforscher

Referentin Frau Wermes, LGG

Schwerpunkte des Vortrages waren zuerst die Definitionen und Unterscheidungen zwischen Zeitungen und Zeitschriften nach Aktualität, Periodizität, Publizität und Universalität. Danach wurde ein kurzer Abriß der Geschichte der Zeitung gegeben. Interessant war, dass die erste gedruckte Tages-Zeitung 1650 in Leipzig unter dem Titel „Einkommende Zeitung“, herausgegeben vom Drucker Thimoteus Ritzsch, erschien.
Die älteste Tagezeitung der Welt, die heute noch erscheint, ist die Wiener Zeitung seit 1703.
Für den Familienforscher sind in den Zeitungen Informationen zu folgenden Sachverhalten zu finden :   weiter im PDF
Im Vortrag wurden folgende Link-Hinweise gegeben :
– bei Familia Austria gibt es tausende Datensätze aus Wiener Zeitung
– der Computergenealogie e.V. offeriert täglich neue Familienanzeigen
– die LGG eV. bietet 26.000 Datensätze aus Familienanzeigen 1870-1945
– die SLUB hat histor. Zeitungsdigitalisate Sachsens, Kollektionssuche
– 300.000 Ausgaben von 193 histor. dt. Zeitungen, Staatsbibliothek Berlin
 


02.2015 Familiengeschichte Tittel in dreiteiliger Filmform
Referent : Hans-Joachim Tittel (LGG) am 11.02.2015 in der Stadtbibliothek Leipzig

Der 3-teilige Film (der 2. Teil lief am 13.05.2015, der 3. Teil am 13.01.2016) zur Familiengeschichtsforschung „Tittel“ beginnt in der Vergangenheit beim Spitzenahn Matthes Tittel in der 13. Generation und führt in die Gegenwart zu den Probanden, dem Geschwisterpaar Marcus und Caterina Tittel.

Im 1. Teil des Filmes wurden die Generationen 13 bis einschl. 6 dargestellt, die beiderseits der Grenze Thürigen zu Sachsen lebten. Zudem beschreibt hier der Autor, wie er zum „Ahnensucher“ wurde und erläuterte die Herleitung seines Familien-namens.

Der 2. Teil des Filmwerkes berichtet vom Wirken der Tittel-Männer in der 6. bis einschl. 4. Generation im erzgebirg. Eibenstock (und Umland) als Müller, Bäcker, Bäckermeister, Bäckerobermeister sowie als Apotheker und anschliessend ab 1871 in Leipzig als Instrumentenbauer und als Lehrer.

Im 3. Teil wurden die Lebensumstände der Tittel’s ab der 3. Generation bis zu dem Probanden-Paar recht umfangreich dargestellt. Deren Lebensräume befinden sich in Sachsen und waren aber auch in Illmenau und Lübeck.                                                   Kurt Hans-Joachim Tittel


11-2014: Wie werden Gerichtsbücher ausgewertet und welche Informationen halten sie bereit

Vortrag Referent Herr René Gränz (LGG) / Dresden am 12.11.2014

Eine der wichtigsten Primärquellen für Familien- und Heimatforscher, die Gerichtsbücher in Sachsen, und deren Auswertung sowie Informationsgehalt, war Grundlage eines Vortrages zur monatlichen Beratung der Leipziger Genealogischen Gesellschaft e.V.
Der Dresdner Familien-und Heimatforscher René Gränz, ging in seinem Vortrag… weiter im PDF
 


09-2014: Die Familie von Bose und ihr Wirken im Leipziger Umland
Vortrag Referent Herr K.-H. Kramer (LGG), 10.09.2014 in der Stadtbibliothek Leipzig

Meine Vorfahren aus dem Uradelsgeschlecht >von BOSE< sind seit Anfang des 13. Jahrhunderts als freie Herren auf der Boesenburg nahe Wettin nachweisbar und reich begütert mit abgabefreiem Besitz. … weiter im PDF
 


09-2014: Die Familie von Bose und ihr Wirken im Leipziger Umland
Vortrag Referent Herr K.-H. Kramer (LGG), 10.09.2014 in der Stadtbibliothek Leipzig

Meine Vorfahren aus dem Uradelsgeschlecht >von BOSE< sind seit Anfang des 13. Jahrhunderts als freie Herren auf der Boesenburg nahe Wettin nachweisbar und reich begütert mit abgabefreiem Besitz. … weiter im PDF
 


11-2010: Ein Genealogisches Abenteuer

Ein Vortrag am 21.11.2010 von Frau Guhr (LGG), zu lesen im PDF
 

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